Eigenteiligung GKV trotz hohem Beitrag?
Herr Sorge, wenn es den GKV schlecht geht, gäbe es sicherlich andere Methoden, als die Pflichtversicherten immer wieder aufs neue zu belasten. Ich würde gerne in die PKV wechseln, der mein verstorbener Ehemann als Bundesbeamter angehörte. Allein - man verbietet es mir und zwingt mich in die GKV.
Es gäbe vielleicht die Möglichkeit der Aufhebung der Zweiklassengesellschaft in der KV oder angemessene Beteiligung für jeden mitversicherten Angehörigen oder Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze? Nur den Versicherten eine "Flatrate-Mentalität" zu unterstellen, empfinde ich als ausgesprochen dreist. Ich z. B. gehe nur zur Vorsorge Und zahle € 351,00 pro Monat (Rentnerin).
Wäre es nicht möglich, auch die GKV ein wenig dem Geschäftsmodell der PKV anzugleichen und den Versicherten eine Wahl zu lassen, anstatt nur ca. 10% der Bevölkerung zu erlauben, sich aus der vielbeschworenen Solidargemeinschaft "auzuklinken"?
Ursula N.
Sehr geehrte Frau N.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Immer mehr Menschen gehen aus Bequemlichkeit und wider besseres Wissen mit Bagatellen in die Notaufnahme, obwohl es sich ganz offensichtlich nicht um Notfälle handelt. Andere gehen bei Beschwerden direkt zum Facharzt, obwohl es viel sinnvoller – und oft auch schneller – wäre, zunächst den Rat des Hausarztes einzuholen. Über die Ursachen lässt sich streiten, simple Antworten gibt es nicht. Beides sind aber Phänomene einer fehlenden Steuerung, die zweifelsfrei zunehmen und das System belasten. Sie stehen exemplarisch dafür, dass leider nicht allen Menschen bewusst ist, welchen Wert unser Gesundheitswesen hat und welche Kosten damit für die Solidargemeinschaft verbunden sind.
Klar ist, dass die große Mehrheit der Versicherten davon nicht betroffen ist. Für andere werden wir aber über mehr Eigenverantwortung sprechen müssen. Das wird leider oft als unsozial verschrien. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn jedes solidarische System steht und fällt mit der Verantwortung des Einzelnen. Besuche in der Notaufnahme, im vollen Bewusstsein, dass es kein Notfall ist, können auf Dauer nicht vollumfänglich von der Solidargemeinschaft gezahlt werden. Gleiches gilt für Facharztbesuche, die ohne, teils sogar gegen ärztlichen Rat in Anspruch genommen werden.
Andere Länder machen gute Erfahrungen mit Versicherungstarifen, bei denen in nicht akuten Fällen zuerst ein Hausarzt konsultiert werden muss. Für die Versicherten ist der Tarif in solchen Fällen günstiger. Auch für die GKV sollten wir solche neuen Modelle diskutieren.
Mit freundlichen Grüßen
Tino Sorge MdB