Portrait von Tino Sorge
Tino Sorge
CDU
78 %
45 / 58 Fragen beantwortet
Frage von Ralf B. •

Nachfrage zur Antwort vom 17.06.2024 (Cannabis)

Sehr geehrter Herr Sorge,

vielen Dank für ihre schnelle Antwort, die mich leider nicht so richtig überzeugt hat.

Ich bin 61 Jahre alt und würde gerne wissen, warum ich nun konkret kriminalisiert werden soll wenn ich Cannabis konsumiere anstatt die ebenfalls gefährliche Droge Alkohol zu trinken, die pro Jahr für 70 000 Drogentote verantwortlich ist.

Im übrigen kann man die CDU Sichtweise auch gegen Alkohol anwenden:

"Wie sieht es im Vergleich zu Alkohol aus?

Beides ist riskant für die Gesundheit. Allerdings richtet Alkohol den größeren Schaden an: Auf Dauer zerstört er Leber, Gehirn, Bauchspeicheldrüse und Herz auf direktem Weg, und er erhöht als starkes Zellgift das Krebsrisiko. Dazu kommt, dass Alkohol schneller abhängig macht, als man denkt – körperlich und psychisch. "Alkohol ist eine Droge, die dem ganzen Körper schadet", betont Anne Beck. "Es gibt keinen ungefährlichen Konsum."

https://www.brigitte.de/gesund/gesundheit/kiffen--wie-gefaehrlich-ist-das--13806614.html

mfg Ralf B.

Portrait von Tino Sorge
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr B., 

vielen Dank für Ihre Nachfrage. 

Dass Alkohol schädlich ist, ist vollkommen unstrittig. Das bedeutet meines Erachtens allerdings nicht, dass darum auch andere Drogen legalisiert werden sollten. Diese Haltung hat gute Gründe:

Insbesondere junge Menschen bis 25 Jahre sind durch den Konsum von Cannabis besonders gefährdet, da bei ihnen die Entwicklung des Gehirns noch nicht abgeschlossen ist. Gedächtnis-, Lern- und Erinnerungsleistungen werden durch den Konsum von Cannabis ungünstig beeinflusst, Aufmerksamkeit, Denkleistung und Intelligenz leiden darunter.

Bei vulnerablen Personen besteht darüber hinaus ein Zusammenhang des Konsums von Cannabis mit depressiven Störungen, Suizidalität, bipolaren Störungen, Angsterkrankungen und Psychosen. Unabhängig vom Alter haben regelmäßige Cannabiskonsumenten häufiger Komplikationen und Schmerzen nach Operationen, sie benötigen mehr Schmerzmittel.

Internationale Erfahrungen belegen, dass eine Legalisierung gerade bei jungen Menschen zu erhöhtem Konsum, insgesamt zu mehr gesundheitlichen Schäden und zu einer verminderten Risikowahrnehmung führt.

Das künftig vermehrte Rauchen von Joints wird einhergehen mit mehr typischen Rauchererkrankungen wie etwa Lungenkrebs.

Das Ziel, den Schwarzmarkt zurückzudrängen, wird mit diesem Gesetz nicht funktionieren, da die Konsumenten den komplizierten Erwerb über die Cannabis-Clubs umgehen werden.

Die strikte Trennung von Cannabis im Eigenanbau im selben Haus oder derselben Wohnung mit Kindern und Jugendlichen ist schlicht wirklichkeitsfremd.

Eine wirksame Kontrolle der oft kleinteiligen Auflagen und Regelungen durch Polizei- und Ordnungsbehörden wird faktisch nicht möglich sein, vielmehr entsteht ein immenser Vollzugs- und Überwachungsaufwand.

Die hohen Freimengen stellen quasi eine Blankovollmacht für jeden Dealer dar.

Die rückwirkende Straffreiheit wird dazu führen, dass Staatsanwaltschaften und Gerichte eine Vielzahl von Entscheidungen der letzten Jahre im Betäubungsmittelbereich wieder aufheben müssen.

Viele weitere Fragen wie die Folgen des Cannabiskonsums im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz sind zumindest wirklichkeitsfremd beantwortet.

Ich verstehe, dass wir uns in dieser Frage vermutlich nicht einig sein werden, aber dies sind nur einige der Gründe, warum wir als CDU/CSU die Legalisierung von Cannabis ablehnen.

Mit freundlichen Grüßen

Tino Sorge 

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Tino Sorge
Tino Sorge
CDU