Frage an Timon Gremmels von Johanna B. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Gremmels,
im Zuge der im Juni 2020 beschlossene Nationale Wasserstoffstrategie wurde dem Projekt „Haru Oni" von Siemens Energy in Chile ein hohes Fördervolumen zugesagt. Inwiefern profitiert Deutschland von diesem Projekt und wäre es nicht sinnvoller ein äquivalentes Projekt im Inland zu unterstützen um Technologien zu schaffen, die eine vergleichbare Wasserstoffproduktion vor Ort (ohne kostspieligen Import) ermöglichen ?
J. Braun
Sehr geehrte Frau B.,
für Ihre Anfrage auf Abgeordnetenwatch danke ich Ihnen. Gleichzeitig bitte ich um Verständnis, dass ich Ihnen aufgrund der Weihnachtsfeiertage erst heute antworten kann.
Noch innerhalb dieser Dekade wird Wasserstoff zu einem integralen Bestandteil unseres Energiesystems. Vor allem in der Industrie und im Flug-, Schiffs- und Schwerlastverkehr führt an Wasserstoff künftig kein Weg mehr vorbei, aufgrund seiner Speicherbarkeit kann der Energieträger aber auch in Gebäuden und bei der Rückverstromung Teil der Lösung sein. Der Mitte des vergangenen Jahres verabschiedeten Wasserstoffstrategie der Bundesregierung kommt daher eine entscheidende Bedeutung zu: Ihrer Umsetzung obliegt es, einen verlässlichen Pfad für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland zu zeichnen und die notwendigen Investitionen in Elektrolyseure, Brennstoffzellen und weitere innovative Wasserstoff-Technologien anzureizen. Fünf Gigawatt Elektrolyseleistung sollen dabei in einem ersten Schritt in Deutschland entstehen, um den Einsatz der Technologie im großindustriellen Maßstab zu demonstrieren.
Mit einem Volumen von insgesamt sieben Milliarden Euro, die im Rahmen der Wasserstoffstrategie für entsprechende Projekte in Deutschland zur Verfügung gestellt werden, setzt die Wasserstoffstrategie also zuvorderst auf den Aufbau eines starken Heimatmarktes. Das ist im Kern auch richtig: Denn mit der Wasserstoffstrategie eröffnen wir nicht nur neue Perspektiven für den Klimaschutz, sondern erschließen zugleich auch ein erhebliches Potenzial für neue Wertschöpfungsketten mit neu zu entstehenden Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Das schafft gut bezahlte, zukunftsfähige Arbeit in der Transformation und hilft zudem, die wirtschaftlichen Herausforderungen der derzeitigen Krise zu bewältigen.
Neben dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland wird es darüber hinaus jedoch auch darum gehen, den Aufbau von Elektrolyseuren auf europäischer sowie auf internationaler Ebene voranzutreiben und einen globalen Markt für Wasserstoff und klimaneutrale Brennstoffe entstehen zu lassen. Mit der Wasserstoffstrategie sind daher zwei weitere Milliarden für internationale Projekte eingeplant. Die Mittel dienen dazu, Wasserstoff-Partnerschaften mit Ländern aufzubauen, in denen aufgrund der geografischen Lage und klimatischen Bedingungen Wasserstoff besonders effizient produziert werden kann. Aus meiner Sicht liegen solche Partnerschaften nicht zuletzt auch im deutschen Interesse. Denn neben dem absehbar erforderlichen Importbedarf ergeben sich gerade für die deutschen Anlagenbauer große Exportchancen, die bei der Entwicklung und Anwendung der Wasserstoff-Technologie führend sind. ‚Das eine tun ohne das andere zu lassen‘: Im Sinne dieses Sprichworts sehe ich also auch das von Ihnen angesprochene und vielversprechende Wasserstoff-Projekt in Chile positiv.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Timon Gremmels