Frage an Till Steffen von Günter K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Steffen,
gerade im Bezirk Eimsbüttel sind die Radfahrwege (wenn man mal vom schicken Alstervorland absieht) in einem katastrophalen und teilweise lebensgefährlichen Zustand. Was werden Sie und Ihre Partei tun, damit die "schönste Stadt der Welt" auch die "schönste Radler-Stadt der Welt" wird? :-)
Mit freundlichen Grüßen
Günter Karl
Sehr geehrter Herr Karl,
die Radwege in Eimsbüttel sind wirklich in einem miesen Zustand. Da finden sich für die GAL leicht Anknüpfungspunkte, dies zu ändern. Gerade bei den stärker genutzten Wegen möchten wir den Radverkehr auf die Straße holen und als Fahrradstreifen auf den Fahrbahnen etablieren. Dies ist für die Radfahrer und Radfahrerinnen viel sicherer und auch angenehmer zu fahren (man kommt schneller vorwärts!). Autos können Radler und Radlerinnen so besser sehen und auf sie achten. Konflikte zwischen RadfahrerInnen und FußgängerInnen auf den gerade in Eimsbüttel so engen Bürgersteigen können verringert werden. Netter Nebeneffekt: Die Unterhaltung dieser Wege ist viel kostengünstiger als bei den herkömmlichen, baulich getrennten Radwegen.
Als weiteren Punkt haben wir "Platz für alle - Shared Spaces" auf der Agenda. Dieser "geteilte Raum" (Shared Space) bedeutet, dass wir öffentlichen Straßenraum allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt zur Verfügung stellen. Es gibt im Idealfall nur wenig Verkehrsschilder, keine Ampeln, aber auch keine Bordsteine mehr. Möglichst wenig Trennung der Verkehre ist die Devise. FußgängerInnen, FahrradfahrerInnen, PKW und LKW teilen sich die Straße. In London, Paris und Barcelona funktioniert Shared Spaces bereits: Die Straßen sind lebendiger und es entwickeln sich mehr belebte Räume. Durch die gemeinsame Nutzung sind alle gezwungen mehr Rücksicht zu nehmen. Das Resultat: weniger Unfälle, weniger Staus, mehr Sicherheit. In Eimsbüttel bietet sich die Osterstraße als Shared Space an. Gerade die Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen haben hier derzeit einen schweren Stand. Die Wege sind schmal, oft versperren Baustellen oder verirrte Fußgänger und Fußgängerinnen die Bahn. Wenn wir hier den Raum für alle gleichermaßen nutzbar machen, wäre der Verkehr in der Osterstraße mehr im Fluss und würde sich nicht an den Hot Spots (z.B. Ecke Heußweg) stauen.
Zu dem besseren Fluss gehört auch eine "Reform" der Ampelnutzung für RadlerInnen und FußgängerInnen. Derzeit sind die Ampeln so geschaltet, dass diese VerkehrsteilnehmerInnen kaum während einer Grünphase über die Ampel kommen, Fahrradampeln sind selten. Zudem möchten wir die Grünpfeile reduzieren – diese sind nämlich eine echte Gefahrenquelle für Fahrradfahrer, da sie AutofahrerInnen verführen, um Ecken zu brausen, ohne sich umzusehen.
Darüber hinaus möchten wir auch Velorouten und Fahrradstraßen stärken. Hier gibt es insbesondere für die Straßen in Eimsbüttel, für die die Behörde und nicht der Bezirk zuständig ist, noch gewaltigen Nachholbedarf. Apropos Bezirk - derzeit kann der Bezirk nicht völlig selbständig über seine Radverkehrsmittel entscheiden. Dies muss sich ändern, denn die Menschen vor Ort wissen viel besser, wo es brennt, als die Zentralbehörde.
Viele Grüße
Till Steffen