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Frage von Ulf S. •

Frage an Ties Rabe von Ulf S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Rabe,

ich schreibe sowohl aus persönlicher Betroffenheit, wie auch als Elternvertreter. Aus beruflichen Zusammenhängen und meiner Arbeit in Stadtbereichen, die sowohl städtebaulich wie sozio-kulturell Defizite aufweisen, kenne ich gewichtige Gründe, die für Kinder eine verbindliche Ganztagsschule sinnvoll erscheinen lassen. Für Kinder hingegen, die in einem gesicherten und breit gefächerten sozio-kulturellen Umfeld aufwachsen, stellt die verbindliche Ganztagsschule eine Reduktion ihrer bisherigen Möglichkeiten dar. Gerade die Stadtteilschulen leben - wie wir selbst an der GSB erfahren - von Kindern, die ebenso leistungsstark wie -willig sind. Diese Kinder kommen vielfach aus Elternhäusern, die bewußt den 9jährigen Weg zum Abitur bevorzugen, obwohl eine klare Gymnasialempfehlung vorliegt, ihren Kindern vielfältige Möglichkeiten außerschulischer Bildungs- und Freizeitaktivitäten zur individuellen Persönlichkeitsbildung ermöglichen und großen Wert darauf legen, daß ihre Kinder sich auch mit Erfahrungswelten außerhalb der Schule auseinandersetzen müssen. Meist ganz bewußt haben diese Eltern das staatliche Schulwesen bisher nicht verlassen.
Politik, Verwaltung wie auch die Schulen, präferieren nun das verbindliche Ganztagskonzept für die Stadtteilschulen. Werden für die o.g. Kinder Möglichkeiten geschaffen, unter bestimmten, noch näher zu bestimmenden Voraussetzungen, dieser Verbindlichkeit individuelle Bildungs- und Freizeitaktivitäten entgegenzusetzen oder bleibt diesen Eltern nur die Möglichkeit, dem staatlichen Schulwesen den Rücken zu kehren? Dies wäre einerseits von diesen Eltern eigentlich nicht gewünscht und würde die Stadtteilschulen schwächen, andererseits erschiene dies die einzige Möglichkeit, auch weiterhin die individuelle außerschulische Förderung der Kinder nachzukommen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulf Spiecker

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Spieker,

die SPD setzt sich in der Tat dafür ein, an den Hamburger Schulen mehr Ganztagsangebote zu schaffen. Wir sind überzeugt, dass Ganztagsschulen viele Vorteile bieten:

- Ganztagsschulen bieten Schülern sinnvolle Freizeitangebote.
- Ganztagsschulen bieten die Chance, Hausaufgaben und Lernaufgaben an der Schule mit fachkundiger Begleitung zu erledigen.
- Ganztagsschulen bieten die Chance, den anstrengenden Unterricht besser über den Tag zu verteilen.
- Und schließlich bieten Ganztagsschulen die Chance für viele Eltern, Berufstätigkeit und Familie besser zu vereinbaren.

Dadurch entlasten Ganztagsschulen Kinder und Eltern und verbessern zugleich die Bildungschancen.

Auch wenn wir im Einklang mit allen Bildungswissenschaftlern von der Ganztagsschule überzeugt sind, so achten wir die Entscheidung der Eltern. Das unterschied die SPD bereits in den letzten Jahren von den anderen Parteien. Ich will in diese Zusammenhang daran erinnern, dass GAL und CDU beispielsweise das Elternwahlrecht für die Schullaufbahn nach Klasse 4 abschaffen wollten und nur das Veto der SPD diesen Unsinn verhindert hat.

Wir sind überzeugt: Schule braucht die Akzeptanz von Lehrern, Eltern und Schülern, damit Schule gut wird. Und Akzeptanz kann man nicht anordnen, sie basiert vielmehr auf der Möglichkeit, selbst mitentscheiden zu können. Diesen Weg wollen wir auch in Bezug auf die Ganztagsschulen gehen.

Wir wollen Eltern, Lehrer und Schüler von diesen Vorteilen überzeugen. Und die Entwicklung der letzten Jahre gibt uns Recht: Immer mehr Kinder besuchen Ganztagsangebote in der Kindertagesstätte oder in den Schulen - und sie tun das gern. Dennoch respektieren wir, dass viele Familien von diesen Vorteilen noch nicht überzeugt sind oder eine andere Lebensplanung für richtig halten. Deshalb werden wir Ganztagsschulen nicht zur Zwangsveranstaltung machen. Wir möchten überzeugen, aber nicht anordnen.

Neue Ganztagsschulen sollen deshalb keineswegs ausschließlich als so genannte "verbindliche" Ganztagsschulen eingerichtet werden. Vielmehr werden sicher die meisten zusätzlichen Ganztagsschulen - wie es auch bisher in Hamburg üblich war - als so genannte offene Ganztagsschulen starten. So haben Eltern und Schüler die Wahl, ob und welche Angebote sie annehmen werden.

Herzliche Grüße

TIes Rabe