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Frage von Robert S. •

Frage an Ties Rabe von Robert S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Rabe,

vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage vom 1.9. zu den - erfreulicherweise falschen - Abschulungszahlen beim Gym. Grootmoor. Sie haben mich da durchaus beruhigt.

Jetzt würde mich aber interessieren: hat Ihnen der Schulleiter auch mitgeteilt, _woher_ diese vielen Neuzugänge kamen? Waren es Sitzenbleiber (die es ja eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, wenn ich richtig informiert bin) oder kamen sie von anderen Schulen? Wenn Letzteres - von anderen Gymnasien oder von Gesamt- oder H/R-Schulen?

Darüber hinaus frage ich mich allerdings folgendes: es wurde ja von WWL früher in´s Feld geführt, dass es ganz schlimm sei, wenn ein Kind in der Pubertät (also nach Klasse 6) die Schule wechselte. Wie bewerten Sie diesen WWL-Standpunkt und wie sehen Sie ihn in diesem Lichte diesen "Schultourismus" zum Gym. Grootmoor hin?

Mit freundlichen Grüßen
Robert Schneider

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schneider,

ihre schulpolitischen Fragen möchte ich gern beantworten.

Sie fragen, wie ich einen Schulwechsel nach Klasse 6 bewerte. Grundsätzlich bewerte ich jeden Schulwechsel kritisch. Der Wechsel verlangt von Lehrern und Schülern Umstellungs- und Regelungsprozesse, kostet Kraft und führt zu Belastungen. Das behindert im Zweifelsfall das Lernen. In stabilen Verhältnissen lernt es sich besser.

Ob nach Klasse 4 oder nach Klasse 6 ein Wechsel weniger belastend ist, ist wissenschaftlich nicht untersucht. Der Wechsel nach Klasse 6 erlaubt eine etwas sicherere Prognose für den weiteren Schulbesuch. Der Wechsel nach Klasse 4 ist vermutlich für die Schüler psychologisch weniger belastend, denn tatsächlich fiele ein Wechsel nach Klasse 6 in die beginnende Pubertät. Der damit zusammenhängende Selbstfindungsprozess der Schüler würde dann zusätzlich belastet werden. Welcher Wechsel besser wäre, hängt aber auch von anderen Rahmenbedingungen ab.

Am liebsten also kein Wechsel. Und wenn schon wechseln, dann nur einmal. In unserem Schulsystem wurde der Wechselzeitpunkt durch den Volksentscheid auf den Übergang von Klasse 4 nach Klasse 5 festgelegt. Damit kann man leben. Aber weitere Wechselspiele durch zusätzlichen "Schultourismus" finde ich wenig hilfreich. Ein Wechsel pro Schullaufbahn sollte genug sein. Der Schultourismus der Vergangenheit mit zahlreichen Schulwechseln wurde bereits von der wissenschaftlichen "Enquete-Kommission" der Bürgerschaft von 2005-2007 als problematisch abgelehnt. Die Politik hat daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen und will deshalb beispielsweise künftig das Abschulen nach Klasse 7 untersagen.

Während der Schulwechsel in parallele Schulformen oder das Abschulen also wenig hilfreich sind, muss noch darüber diskutiert werden, ob das "Aufschulen" von Schülern nach Klasse 6 von der Stadtteilschule an das Gymnasium sinnvoll ist. Hier habe ich mir noch keine klare Meinung gebildet. Juristisch möglich ist dieser Wechsel auf jeden Fall.

In Bezug auf Ihre konkreten Nachfragen zu Einzelaspekten rund um das Gymnasium Grootmoor wäre es sicher sinnvoller, wenn Sie sich direkt an den Schulleiter oder den Elternrat des Gymnasiums wenden würden. Auch ich kann diese Einzelfragen nur beantworten, indem ich mich direkt an die Schule wende. Da sich dann oft weitere Fragen ergeben, wäre ein direkter Kontakt sicher besser.

Herzliche Grüße

Ties Rabe
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion