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Frage von Martina J. •

Frage an Ties Rabe von Martina J. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Rabe,

vielen Dank für Ihre ausführliche und vor allen Dingen schnelle Antwort!

Ich habe aber noch eine Frage.

Wie aus den Prospekten der Schulbehörde hervorgeht, sollen die Vorbilder für die neue
„Lernkultur” die Hamburger Reformschulen die Max-Brauer- und die Gesamtschule Winterhude sein.

Warum?

Gibt es denn für diese Schulen belastbare Zahlen dafür,

a) wie viele Schüler/innen sie zu welchen Abschlüssen führen?

b) wie hoch die Schulabbrecherquote ist?

c) dass sie alle Schüler/innen, also sowohl die leistungsstarken als auch die leistungsschwachen, zu besseren Lernergebnissen führen?

c) dass es in diesen Schulen mit den dort praktizierten Methoden des „individualisierten Lernens“ gelingt, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft und/oder vom Migrationshintergrund besser abzukoppeln ist?

Ich versuche schon seit Monaten, solche Zahlen auch für andere Reformschulen im Internet zu recherchieren, kann aber nichts finden – außer, dass die weiteren Vorbilder und auf Laborschule Bielefeld und die Helene-Lange-Schule, bei Pisa doch nicht so gut abgeschnitten haben wie das zunächst in den Medien kommuniziert wurde. (1)*

Vielleicht können Sie mir für die Hamburger Schulen mehr sagen?

Vielen Dank im voraus und
mit freundlichen Grüßen

Martina Juhnke

Quelle: (1)* http://www.lehrerverband.de/mpib1.htm

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Juhnke,

vielen Dank für Ihre Frage.

Sie fragen, ob ich konkreten Erfolgszahlen für die beiden bekannten Hamburger Reformschulen "Max-Brauer-Gesamtschule" und "Gesamtschule Winterhude" kenne. Ihre Frage zielt darauf ab, ob es eigentlich gerechtfertigt ist, Teile der pädagogischen Konzepte und Methoden dieser Schulen auf alle Hamburger Schulen zu übertragen.

Die Antwort ist nicht ganz einfach. Deshalb gebe ich Ihnen zwei Antworten:

1. Mir sind belastbare, aussagekräftige und wissenschaftlich genau erhobene Zahlen über die Lernerfolge in diesen wie auch in allen anderen Hamburger Schulen nicht bekannt.

Seit ich im Parlament bin, frage ich einmal im Jahr sämtliche Schulabgängerzahlen aller Hamburger Schulen ab. Die sehr umfangreichen Statistiken sind im Rahmen einer kurzen Antwort schwer darstellbar. Sie finden beide Drucksachen 19/5742 und 19/3914 auf der Homepage der Bürgerschaft oder auf meiner Homepage www.tiesrabe.de. Dort finden Sie auch Zahlen für die Schulabgänger einer jeden einzelnen Schule.

Ich muss allerdings darauf hinweisen, dass solche Zahlen nur sehr begrenzt aussagekräftig sind. Denn ein aussagekräftiger Test muss eigentlich den auf die Schule zurückführbaren Lernzuwachs zwischen der Einschulung und dem Schulabschluss erfassen. Die Statistiken zeigen dagegen immer nur ein Ergebnis. Sie bilden nicht ab, wie leistungsstark die Schüler bei der Einschulung zu Beginn waren, wie leistungsfähig sie in Bezug auf ihre natürliche Begabung sind und wie stark sie außerhalb der Schule von Eltern und sozialem Umfeld gefördert werden. Man kann wissenschaftlich betrachtet den Einfluss der Schule nur in sehr aufwendigen Untersuchungen herausarbeiten und nachweisen. Deshalb kann man aus dem Ergebnis meiner Anfragen nur sehr begrenzt ableiten, ob eine Schule gut oder schlecht ist.

Wissenschaftlich genaue Zahlen, die die Qualität einer Schule "beweisen" können, gibt es vermutlich nicht. Vielleicht wenden Sie sich ggf. noch einmal direkt an die Schulen.

2. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass ich von der Qualität beider Schulen persönlich überzeugt bin. Und mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein. Im Jahr 2005 wurde beispielsweise die Max-Brauer-Gesamtschule als eine von fünf Schulen aus ganz Deutschland mit dem renommierten Deutschen Schulpreis ausgezeichnet.

2005 wurde dieser Schulpreis von der »Robert Bosch-Stiftung«, der»Heidehof-Stiftung«, dem »ZDF« und dem Magazin »stern« erstmals ausgeschrieben, um Schulen zu finden und zu ehren, die trotz der stark eingeschränkter Ressourcen (Personal, Geld usw.) gute Schule machen und als Vorbild für andere Schulen dienen. Ein hochkarätig besetztes Gremium mit Fachleuten und Wissenschaftlern trifft nach ausführlichen Tests die Entscheidung über die besten Schulen.

2005 wurden unter insgesamt 481 Bewerberschulen aus ganz Deutschland (und diese Bewerberschulen sind bereits die besten Schulen Deutschlands...) fünf Schulen ausgezeichnet, dar­unter auch die Max-Brauer-Schule. Hamburg kann stolz darauf sein, eine der fünf besten Schulen Deutschlands zu haben. Ich bin überzeugt, dass die Ideen beider Schulen auch den Unterricht in allen anderen Schulen beleben und verbessern.

Herzliche Grüße

Ties Rabe
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion