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Thorsten Frei
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Frage von Marc W. •

Warum sperrt sich die Union gegen wissenschaftliche Erkenntnisse?

Sehr geehrter Herr Frei,
die Verankerung von Rauchen und Alkohol „in der Kultur“ ändert nichts an dessen Schädlichkeit. Insbesondere durch Rauchen sterben jedes Jahr etwa 74.000 Menschen und das oftmals qualvoll. Beim Alkohol sind es etwa 61.000. Cannabistote sind dagegen keine bekannt. Wie können Sie das einfach bei Seite schieben?

Alkohol wirkt zwar nicht so stark auf die psychische, dafür aber umso mehr auf die physische Entwicklung. So wird das Wachstum bei jugendlichen Trinkern gehemmt und kognitive Leistungen eingeschränkt. Das ist durch zahlreiche Studien belegt. Dennoch lehnen Sie es ab, das Verkaufsalter zu erhöhen. Warum?

Die These von der „Einstiegsdroge“ ist wissenschaftlich seit Jahren widerlegt, im Übrigen hat das sogar die Rechtsprechung des BVerfG bereits 1994 (!) bestätigt. Warum ignorieren Sie das einfach? Glauben Sie der Wissenschaft nicht?

Die Todeszahlen bei Alkohol und Nikotin zeigen, dass Ihr Weg gescheitert ist. Wie kommen Sie zum gegenteiligen Schluss?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr W.,

ich wüsste nicht, warum wir uns vor wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fachmeinungen sperren würden. Wenn ich mir den UN-Drogenbericht anschaue, sehe ich, dass etwa 300 Mio. Menschen Cannabis konsumieren und die Tendenz steigend ist. Da die Substanzen immer wirkstoffstärker gezüchtet werden, wird das Gesundheitssystem immer stärker durch Therapienotwendigkeiten belastet. Gerade im Demografischen Wandel, der die Sozialsysteme immer stärker auch finanziell unter Druck setzt, ist das ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Das lässt sich insbesondere in Europa nachweisen. Kein Wunder also, dass der Drogenkontrollrat von einer Legalisierung in Deutschland abrät, so wie wir dies auch tun.  

Was das Rauchen oder den Alkoholkonsum angehen, so gehen diese seit Jahren unter Minderjährigen zurück, was selbstverständlich auch als Beleg für den Erfolg der Präventionspolitik der vorherigen Bundesregierungen zu deuten ist. Hier hilft der Blick auf die Dokumentationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA). https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/BZgA_Alkoholsurvey_2021.pdf Demnach nahm die Verbreitung des Alkoholkonsums unter 12- bis 17-jährigen männlichen und weiblichen Jugendlichen im Zeitraum von 2001 bis 2021 deutlich ab. Das Rauchen ist unter 12- bis 17-jährigen Jugendlichen seit 20 Jahren rückläufig.

Nochmal: Grundsätzlich bin ich immer bereit, über sinnvolle Restriktionen bei Alkohol oder dem Tabak zu sprechen, sofern der Schutz von Minderjährigen verbessert wird. Ich halte es aber für das völlig falsche Signal Cannabis breit zu legalisieren.

Mit freundlichen Grüßen

Thorsten Frei

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