Warum nähert sich die Union der AfD an, wenn dies erstere schwächt und letztere stärkt?
Sehr geehrter Herr Frei,meines Wissens nach belegen sämtliche politikwissenschaftliche und soziologische Studien, dass rechtsextreme Parteien an Zustimmung gewinnen, wenn konservative Parteien ihre Programmatik, ihren Stil, ihre Sprache (in Teilen) übernehmen. Weil dadurch eine Legitimierung rechtsextremer Positionen stattfindet und suggeriert wird, diese Parteien hätten immer schon recht gehabt. Frei nach dem bekannten Satz: "Die Menschen wählen am Ende das Original." Auch mehrere Landtagswahlen zeigen, dass die AFD stärker geworden ist, obwohl (Wissenschaftler*innen argumentieren: genau weil) CDU oder CSU weiter nach rechts gerückt ist. Trotzdem wiederholt die Union permanent den Glaubenssatz, man könne diese Wähler*innen nur so zurückgewinnen und wirkt für wissenschaftliche Erkenntnisse entsprechend beratungsresistent. Können Sie die Strategie der Union wissenschaftlich oder zumindest irgendwie empirisch begründen?

Sehr geehrter Herr A.,
ich gebe Ihnen recht mit Ihrer These in Bezug auf „Original“ und „Kopie“, möchte Ihnen aber ganz grundsätzlich widersprechen, dass die CDU die AfD kopieren möchte. Das Gegenteil ist der Fall.
Wir sind weder inhaltlich noch tonal mit der AfD zu vergleichen. Vielmehr unterschieden wir uns ganz fundamental bei den für uns zentralen Themen. Wir wollen für das Land Verantwortung übernehmen, wir stehen zu unserer offenen und pluralen Demokratie, wir stehen zu Europa und zur Westbindung Deutschland und wir stehen auch zur humanitären Verpflichtung Deutschlands in der Welt. Hier liegen Welten zwischen Union und AfD.
Deshalb ist die AfD ein politischer Gegner, den wir mit Problemlösung und guter Politik bekämpfen und schrumpfen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Frei