Frage an Thoralf Koß von Peter B. bezüglich Bildung und Erziehung
Verehrter Herr Koß,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort weiter unten. Sie führen als Bonus für die Grünen u.a. an, daß nur diese "so mutig" sind, Sie als Kandidaten aufzustellen. Dieser Mut wird vielleicht dadurch etwas relativiert, daß die Grünen ja auch so verzweifelt waren, eine Person wie Claudia Roth aufzustellen und sogar noch an die Spitze zu wählen. Wie sehen Sie das und ist Claudia Roth Ihr Vorbild? Welche Vorbilder haben Sie sonst so?
Sehr geehrter Herr Berg,
natürlich sind die Grünen, aber ganz besonders das Bündnis 90 meine politische Heimat, auch wenn es die eine oder andere Differenz, also Abweichung meiner Ansichten vom Programm der Grünen, gibt. Das liegt heuptsächlich daran, dass ich als ehemaliger DDR-Bürger mich im und für das Neue Forum engagiert habe und dabei nicht nur meine Arbeit, sondern auch meine Zukunft auf´s Spiel gesetzzt habe.
Doch nun konkret zu Ihrer Frage!
Claudia Roth habe ich bisher einmal kennen und zugleich auch schätzen gelernt. Das war am 20. August, als wir in meiner Heimatstadt Riesa ein Forum gegen die NPD durchgeführt haben. Vielleicht wissen Sie, dass die "Deutsche Stimme" und der Herr Gansel, der die Bomben-Holocaust-Rede im Sächsischen Landtag gehalten hat, bei uns angesiedelt sind. Außerdem ist Herr Gansel der NPD-Direktkandidat für den DB in meinem Wahlkreis. Während der Veranstaltung mussten wir uns auch mit ihm auseinandersetzen, wobei diese Auseinandersetzung glücklicherweise zu unseren Gunsten verlief, woran Claudia Roth sicherlich auch einen maßgeblichen Anteil hat.
Mein Vorbild ist Claudia Roth nicht - denn das einzige Vorbild, das aus der politischen Landschaft kommt, ist/war in der SPD beheimatet. Und zwar die leider viel zu früh verstorbene Regine Hildebrandt. Sie setzte sich immer für die Basis ein, kämpfte mit Sinn und Verstand sowie einem hervorragenden "losen Mundwerk" für die Rechte der "Kleinen". Auch lehnte sie konsequent das Zusammengehen von SPD & PDS ab und trat, nachdem ihr dies nicht gelang, von ihren Ämtern zurück. Dadurch verlor sie zwar politische Macht, behielt aber ihre Glaubwürdigkeit. Menschlich wirklich bewundernswert!
Im persönlichen Bereich sind meine beiden Vorbilder meine Großväter.
Der Eine, Erich Koß, leitete als Stadtbaurat von 1945 - 1950 den Wiederaufbau der fast völlig zerstörten Stadt Magdeburg. Er wurde daraufhin 1950, weil er öffentlich die Zwangsvereinigung von KPD & SPD zur SED ablehnte, gemeinsam mit dem Magdeburger Oberbürgermeister Eberhard verhaftet und zu 5 Jahren politischer Haft mit Vermögensentzug verurteilt. Anschließend verließ er die DDR und erhielt für seine Leistungen später in der BRD das Bundesverdienstkreuz.
Der Ander, Fritz Staake, war bis zu meinem Geburtstag (1964) Hockey-Präsident der DDR und nahm an den Olympischen Spielen von Melbourne, Rom und Tokio teil. Da er es ablehnte, in die SED einzutreten, verlor er seine Funktion als Hockeypräsident, damit seinen Lebensinhalt und kurze Zeit später auch sein Leben. Das bis dahin hohe Ansehen des DDR-Hockeysports endete gleichermaßen.
Mit freundlichen Grüßen - Thoralf Koß