Frage an Thomas Utz von Günther G. bezüglich Soziale Sicherung
Laut ihrem Wahlprogramm will die SPD durch eine Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48% für eine gute und verlässliche Rente sorgen. D.h., dass das Niveau von 2017 (ca. 48%) mit einer Standardrente von 1231 € festgeschrieben werden soll. Im Verhältnis zum letzten Arbeitseinkommen sind dies aber nur knapp 40%.In Österreich, Dänemark oder der Schweiz beispielsweise 80, 76 oder 58%. Pensionäre gehen schon nach 40 Jahren mit knapp 72% (plus Alimentationspflicht des Staates) des letzten Gehalts in den Ruhestand. Aus meiner Sicht müsste sich die SPD deshalb dafür einsetzen eine auskömmliche Rente mit mindestens 65% Rentenniveau einzuführen. Finanziert dadurch indem alle Einkommensarten herangezogen werden oder auch dadurch, dass ähnlich wie es die SPD im Wahlprogramm fordert eine umfassende Bürgerversicherung nicht nur das Gesundheitswesen, sondern auch die Altersversorgung aller Bürger mit einschließt.
Wie ist Ihre konkrete persönliche Meinung dazu?
Sehr geehrter Herr G.,
meine ehrlich gemeinte persönliche Meinung ist, dass die vereinfachte Diskussion über Prozentwerte beim sog. Rentenniveau eine zu stark vereinfachte ist.
Ziel aller politischen Bemühungen muss es sein, dass die Menschen bei Eintritt in die Altersrente ein würdevolles und auskömmliches Leben führen können.
Ich bin allerdings bei Ihnen, es gilt die gesetzliche Rentenversicherung durch eine Vielzahl an Maßnahmen zukunftsfest zu machen und für die mit dem Eintritt der sog. Baby-Boomer-Generation in die Rentenbezugszeit einhergehenden finanziellen Herausforderungen zu stärken.
Ein Element ist für mich, wie von Ihnen richtigerweise gefordert, dass künftig die Basis der Beitragszahler auf weitere Beschäftigungsverhältnisse ausgedehnt wird - z.B. auf Selbstständige, die viel zu häufig ganz ohne ausreichende Rücklagen für ihre eigene Rentenzeit aktiv sind.
Zusätzlich dazu muss über eine sozial ausgewogene Steuerpolitik auch der Steuerzuschuss in die Rentenversicherung sichergestellt und gegenfinanziert werden. Dazu gehört für mich, dass bspw. große Erbschaften mit einem Gegenwert von über EUR 500.000 künftig stärker besteuert werden. Die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und ähnliche Elemente, die dazu beitragen, dass sehr Vermögende in diesem Land ihren gerechten Anteil an der Finanzierung der Sozialversicherungssysteme beitragen - eben ausdrücklich auch über entsprechende Steuerzuschüsse. Eine, wie von der FDP beispielsweise propagierte, Stärkung der privaten Vorsorge zu Lasten der gesetzlichen Rentenversicherung lehne ich ab. Angesichts stagnierender Reallöhne ist es für einen Großteil der Menschen in unserem Land schlichtweg finanziell nicht möglich, ausreichend privat finanzierte Vorsorge zu betreiben. Solch eine Aufgabe muss staatlich organisiert sein.
Viele Grüße
Thomas Utz
PS: Für weitere Fragen und Rückfragen stehe ich Ihnen auch gerne über thomas@unserUTZ.de zur Verfügung.