Frage an Thomas Stritzl von Lukas S.

Sehr geehrter Herr Schellhorn,

vielen Dank für Ihre Frage zu meinen Gründen für die Ablehnung der "Ehe für alle". Gerne lege ich Ihnen meine Position zu dieser wichtigen Entscheidung dar.

Für mich ist die Fähigkeit von Mann und Frau gemeinsam neues Leben schenken zu können etwas ganz Besonderes. Dieser Besonderheit in unserem Grundgesetz durch das Institut der Ehe entsprechend Rechnung zu tragen, halte ich daher auch für bedeutsam und notwendig.

Gleichwohl ist mir wichtig, dem Anspruch gleichgeschlechtlicher Paare auf einen "sicheren Hafen" ihrer Lebensbeziehung Rechnung zu tragen. Eine entsprechende verfassungs-rechtliche Anerkennung liegt nach meinem Dafürhalten im wohlverstandenen Eigeninteresse unserer Gesellschaft. Hierzu ein eigenes Institut in unserem Grundgesetz zu verankern, welches dann auch heterosexuellen Paaren als Wahlmöglichkeit gegenüber dem bis-lang bekannten Ehe-Institut offen gestanden hätte, wäre für mich deshalb die vorzugswürdige Entscheidung gewesen.

Aufgrund der durch das bewusst koalitionswidrige Verhalten der SPD herbeigeführten "politischen Drucksituation" innerhalb von 72 Stunden eine abschließende Regelung vorlegen zu müssen, war der Raum für eine vertiefende rechtliche und institutionelle Betrachtung der beschriebenen Möglichkeiten jedoch nicht mehr eröffnet. Die am Freitag vorgelegte und vom Bundestag verabschiedete "einfache Änderung" des Bürgerlichen Gesetzbuches halte ich weder verfassungsrechtlich noch verfassungspolitisch für ausreichend. Ich habe deshalb sowohl der Aufsetzung auf die Tagesordnung und der damit verbundenen ad hoc-Abstimmung sowie dem vorliegenden Antrag selbst nicht zustimmen können.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Stritzl

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