Frage an Thomas Nückel von Norman M. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Nückel,
die Haushaltslage der Städte im Ruhrgebiet ist katastrophal. Da ich seit einem Jahr regelmässig zwischen zwei Wohnorten pendel, habe ich es immer genossen, wie grün es war wenn man auf die A42 gewechselt ist. Seit einiger Zeit ist dies nicht mehr so, der größte Teil der Bepflanzung ist gefällt worden und so erblickt man teilweise kilometerlange Rodungsflächen, aus denen nur vereinzelt Bäume herausragen.
Ich habe nun erfahren, dass dies Teil eines "Kunstwerks" für Ruhr2010 ist - Die Parkautobahn. Mal abgesehen davon, dass 80kmh Geschwindigkeitsbeschränkung wirklich nicht mehr Autobahn zu nennen ist - wie kann es sich die schwarz/gelbe Landesregierung erlauben für diesen Unfug 42 Millionen Steuergelder zu verballern? Gut in 200-300 Jahren sehen die Mammutbäume vielleicht imposant aus, aber wäre das Geld nicht sinnvoller in vor sich hingammelnden Schulen investiert?
Wem kommen die Einnahmen aus dem geschlagenen Holz zugute, oder behalten die beteiligten Firmen diese Gelder?
Mit freundlichen Grüßen,
Norman Malessa
Sehr geehrter Herr Malessa,
vielen Dank für ihren Brief. Zugegeben, ich fahre mit meinem e-car nur selten über die Autobahn und reise als Pendler lieber mit der Eisenbahn. Nun, hätte ich es zu entscheiden gehabt, hätte ich dies Projekt (noch) nicht in die Wege geleitet. Es ist sehr schwer zu vermitteln. Aber ich habe viele Förster und ein paar Landschaftsgärtner in meinem Bekanntenkreis und die sehen das ganz anders. Sie sind sich sogar sicher, dass in spätestens zwei Jahren alle schwärmen werden und die Kritiker verstummen würden. Wie kommen die Grünexperten dazu?
Im Zuge der Erneuerung des Straßenbegleitgrüns sieht das Gestaltungskonzept vor, dass die dichten Gehölzbestände ausgelichtet werden, um einen „Parkcharakter“ zu erzeugen. Um ein individuelles Gesicht zu erzeugen, werden 1000 „Leitbäume“ gepflanzt. Es handelt sich hierbei um einen typischen Parkbaum - den Urweltmammutbaum - der übrigens bei einer Online-Abstimmung ausgewählt worden ist. Und er wächst auch sehr schnell. Die gesamte Maßnahme wird von Straßen.NRW durchgeführt. Wichtig in diesem Zusammenhang: Der Umbau des ca. 30 - 40 Jahre alten instabilen Baumbestandes hätte sowieso durchgeführt werden müssen (wenn auch nicht sofort) und war unabhängig vom Projekt Parkautobahn. Insofern fallen die Kosten in Höhe 18 Mio. Euro (Lärmschutzwände, Pflege und Erhalt des Begleitgrüns) nicht zusätzlich an und werden vom Bund (klar, das sind auch Steuergelder) getragen. Es bestand also grundlegender Erneuerungsbedarf aufgrund des Alters. Das Ziel der Parkautobahn: einen Kontext zwischen Straße und Landschaft herzustellen und die A 42 als teil des Emscher Landschaftsparks neu zu erschaffen. Die täglich 80.000 Autofahrer sollen nicht mehr auf Straßenbegleitgrün, sondern auf die Kultur am Streckenrand schauen. Der Fahrer soll bewusst Reizen ausgesetzt werden. Eintönigkeit macht müde, wechselnde Umgebung aufmerksam. Nun, wir werden sehen…
Herzliche Grüße
Thomas Nückel