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Thomas Kleineidam
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Frage von Wolfram K. •

Frage an Thomas Kleineidam von Wolfram K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Kleineidam,
warum kann Berlin nicht zwei Flughafen haben?
Tegel und Schönefeld?
Schönefeld ist von Spandau furchtbar weit weg und vor allem so unübersichtlich.
Großstädte haben mehr als einen Flughafen verdient.
Und dass der Flughafen Krach macht, ist der Preis des Fortschritts.
Wer in der Nähe eines Verkehrsknotenpunktes wohnen will, muss sich mit Straßenlärm arrangieren, genauso ist es mit dem Flughafen: Wer all seine Vorzüge nutzen will (auch die mittelbaren!!), muss mit dem Fluglärm auskommen.
Auch ich wohne in der Einflugschneise und ich habe mich daran gewöhnt. Bekannte haben sich an die Geräusche von in der Nähe fahrenden Regionalbahnen und ICEs gewöhnt. Alles machbar.
Wer idyllische Ruhe will, muss auf die Alm.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Kaczinsky,

darf ich mit einer Gegenfrage antworten? Warum soll Berlin künftig zwei Flughäfen mit allen damit verbundenen Belästigungen für Anwohnerinnen und Anwohner haben? Können zwei Flughäfen wirtschaftlich betrieben werden? Als Spandauer kann ich auf den ersten Blick Ihre Aussage, dass Schönefeld so "furchtbar weit weg" ist, gut nachvollziehen. Obwohl ich aus eigener Erfahrung auch feststellen musste, dass Schönefeld mit dem Ausbau der Autobahn schon erheblich "näher" an Spandau gerückt ist. Als gebürtiger West-Berliner habe ich auch gewisse nostalgische Gefühle für die Flughäfen Tempelhof und Tegel und ich gestehe, dass diese Gefühle mich zunächst gegen eine Schließung von Tempelhof und Tegel eingenommen haben. Aber kann das Maßstab für eine verantwortungsvolle Politik sein? Ist die Lärmbelastung für hunderttausende Berlinerinnen und Berliner zu rechtfertigen, wenn Alternativen zur Verfügung stehen? Nach meiner Auffassung ist es die Aufgabe der Politik zwischen unterschiedlichen Interessen abzuwägen und die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Berlin braucht für seine wirtschaftliche Entwicklung einen leistungsfähigen Flughafen. Aber kaum irgendwo auf der Welt gibt es noch große innerstädtische Flughäfen, weil bei dem heutigen Flugaufkommen die Belästigungen und Gefahren (z.B. ein Flugzeugabsturz, wie wir es in Tempelhof zum Glück nur mit einer kleinen Maschine schon erleben mussten) für die Anwohner unvertretbar hoch sind. Für West-Berlin waren die beiden Flughäfen lebensnotwendig. Deshalb musste damals die Abwägung zwischen Gesundheitsinteressen einerseits und Wirtschaftsinteressen andererseits zu einem anderen Ergebnis führen. Seit der Wende haben wir aber eine völlig andere Situation. Deshalb muss nach meiner Überzeugung heute die Abwägung zu einem anderen Ergebnis führen.
Schließlich sprechen auch rein wirtschaftliche Argumente gegen einen Betrieb von Schönefeld und Tegel. Denn es erscheint sehr fraglich, ob Schönefeld auf Dauer wirtschaftlich betrieben werden kann, wenn Tegel nicht geschlossen wird. Ein Milliardengrab Schönefeld kann aber nicht im Interesse Berlins liegen.
Sie schreiben: "Wer idyllische Ruhe will, muss auf die Alm". Sicherlich müssen wir in einer Großstadt mit einer anderen Geräuschbelästigung als auf der Alm leben. Dafür hat die Großstadt so unendlich viele andere Vorzüge. Dennoch muss eine verantwortungsvolle Politik vermeidbare Gesundheitsbeeinträchtigungen vermeiden. Die sogenannten zivilisationsbedingten Krankheiten nehmen stetig zu. Darauf müssen wir reagieren. Ich möchte - als überzeugter Großstädter - auch künftig ein lebenswertes Berlin und werde ich mich deshalb auch weiterhin dafür einsetzen, dass vermeidbare Gesundheitsbeeinträchtigungen für die Berlinerinnen und Berliner abgebaut werden.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Kleineidam