Frage an Thomas Feist von Karl W.
Sehr geehrter Herr Dr. Feist,
warum haben Sie sich gegen ein Verbot des höchstumstrittenen Verfahrens des Fracking entschieden?
Ist Ihnen die Zukunft unserer Erde so egal?
Auch haben sie nicht gegen eine Neuzulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat gestimmt. Warum?
Ist Ihnen der Profit der Wirtschaft wichtiger als der Schutz der Menschheit?
Warum schreiben Sie auf Ihrer Homepage: "Die Ergebnisse meiner Arbeit sollen vor allem den Leipzigern zu Gute kommen.", wenn Sie doch gerade mit diesen beiden Entscheidungen sich klar gegen die Fürsorge der Menschen und für die Industrie aussprechen???
Fassungslos grüßt
K. Weingerber
Sehr geehrter Herr Weingerber,
auf Ihre Frage zu meiner Haltung zum Fracking- Verbot möchte ich Sie gern auf die beiden vorausgehenden Antworten auf die Fragen von Frau John und Herrn Kohl verweisen.
In der Thematik des Verbotes von Glyphosat als Herbizid sehe ich, dass es hierzu von verschiedenen Interessengruppen äußerst gegensätzliche Stellungnahmen gibt. Gerade die Bewertung von Glyphosat als "wahrscheinlich krebserzeugend" durch die „Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC)“, einer Unterorganisation der Weltgesundheits-organisation (WHO) hat hier für viel Unruhe gesorgt, birgt jedoch wenig Aussagekraft. Auch Mate-Tee, Schichtarbeit oder der Verzehr von rotem Fleisch und verarbeiteter Wurst werden vom IARC in Abstufungen als potenziell krebserregend eingestuft.
Dass es hierbei um ein rein theoretisches Gefahrenpotenzial geht, das vor allem von der Dosis bestimmt wird (verwiesen sei auf die Diskussion zu Glyphosat in Bier, von dem man täglich 1.000 Liter trinken müsste, allein, um den Grenzwert zu überschreiten), wird gern vergessen. Die Anwendung der Pflanzenschutzmittels, dessen Zulassung schärfsten Auflagen unterliegt, erfolgt in Deutschland seit 40 Jahren. Eine negative Auswirkung hätte sich allein schon anhand der Langfristigkeit der Anwendung nachweisen lassen müssen. Viele andere Stoffe, Arznei- und Nahrungsmittel sind bei weiten nicht so langfristig erforscht und in der Anwendung erprobt, weshalb der Ruf nach einem Verbot gerade von Glyphosat aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar ist.
Ihren Vorwurf, ich hätte mit beiden Entscheidungen für den "Profit der Wirtschaft" bzw. gegen den "Schutz der Menschheit" gestimmt und mich "für die Industrie" ausgesprochen, möchte ich zurückweisen. Gerade in Deutschland und in der EU, die für die Zulassung des Pflanzenschutzmittels zuständig ist, erleben die Menschen einen überdurchschnittlichen Grad an Versorgungssicherheit, was Lebensmittel angeht, da unsere Landwirtschaft in hohem Maße fähig ist, die Nachfrage nach Nahrungsmitteln zu befriedigen und dabei höchsten Schutzstandards für den Menschen genügt. Damit möchte ich nicht einer extensiven Landwirtschaft das Wort reden, da auch ich die Probleme von Überproduktion, Monokultur und Lebensmittelverschwendung sehe und kritisiere, doch ist anzuerkennen, dass auch der Schutz von Erträgen nicht nur im Interesse einer wie auch immer gearteten "Industrie" ist, sondern im Gemeininteresse liegt. Wirtschaft und Verbraucher sind hier eng aneinander gebunden und schon heute ist es denjenigen, die auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Kunstdünger etc. verzichten wollen, möglich, sich in immer mehr Verbrauchermärkten bewusst für Produkte aus ökologischer Produktion zu entscheiden und mit ihrer Nachfrage ein Umlenken in der Landwirtschaft oder die Förderung lokaler Erzeuger voranzutreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Thomas Feist
Mitglied des Deutschen Bundestages