Frage an Thomas Bläsche von Hermann F. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Damen und Herren ,Herr Thomas Bläsche,
Ich mache mir von Beginn der Finanzkrise an Gedanken darüber was ist wirklich passiert? Ich denke jedenfalls , dass da nichts ungeplant seitens des Großkapitals gelaufen ist. Anstatt dass die Regierung ,bevor die Banken (die Bad Bankers ) vom Staat mit neuen Geldern in mehreren Milliardenhöhen " Steuergeldern ausgestattet wurden ,die Gauner und vertrauensunwürdigen "Bad Bankers " aus den Stellungen entfernt wurden denen jetzt erneut die Möglichkeit gegeben sich in gewohnter Weise zu bedienen. Ich habe ,und jeder Deutsche muß das haben ,Angst,dass Großfinanz und Großkapital so nach und nach die gesamte Welt unter sich aufteilen und dass es dann nur noch eine Zweiklassengesellschaft geben wird.
Zu welcher Seite sich die Politiker gesellen werden ist ja schon jetzt abzusehen. Ich glaube,dass es gegenüber den Normalbürgern nicht verantwortbar ist zu deren Versklavung beizutragen indem man eine der vorhandenen Parteien wählt. Selbst die ganz linken haben ja in der DDR bewiesen,dass sie auch nur das Volk ausgebeutet haben,und das intensiver als bisher die Kapitalisten,die jetzt aber intensiv aufholen .
Ich hätte gerne Ihre Meinung zu meinen Gedanken erfahren und bitte daher um Antwort.
MfG. Hermann Fuchs
Sehr geehrter Herr Fuchs
Vielen Dank für die Skizzierung Ihrer Gedanken im Kontext der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Gerne schildere ich Ihnen meine Meinung hierzu.
In der Vergangenheit hat es zwar des Öfteren Krisen mit ähnlicher Intensität gegeben, doch waren diese territorial und marktspezifisch begrenzt und die Krisendauer daher, im Vorfeld, temporär kalkulierbar. Die aktuelle Krise hat hingegen eine ganz neue, nie zuvor vorhandene Dimension erreicht, welche weitestgehend territorial und marktspezifisch ungebunden ist. Dies ist meiner Meinung auf die weltweite Vernetzung der Konsum- und Kapitalmärkte in nie zuvor da gewesenem Ausmaß und nahezu ohne „globale Regeln“ zurückzuführen.
Aus Ihren Schilderungen entnehme ich, dass Sie die „öffentlichen Rettungspakete“ grundsätzlich ablehnen. Aufgrund dessen möchte ich den Blick auf die Reaktion zur Zeit der Weimarer Republik während der Wirtschaftskrise von 1929-1932 lenken. Die W. R. hat nämlich auf die Konsolidierung ihres Haushaltes mehr geachtet und so beispielsweise zeitweise über einen ausgeglichenen Haushalt verfügt, anstatt auf die Unterstützung der heimischen Märkte und damit zum ökonomischen Schutz der Bürger beizutragen. Im Nachhinein sind sich Historiker und Ökonomen weitestgehend darüber einig, dass diese „Sparmaßnahmen“ die Krise nur noch verschärfte und für noch größeres, teilweise vermeidbares, Elend unter den Menschen sorgte und zudem mit Sicherheit den radikalen und extremen Kräften Aufschwung gab.
Unter anderem bin ich deshalb der Meinung, dass eine verantwortungsvolle Politik keine andere Wahl hatte als finanzielle Mittel zur Stabilisierung der „Finanzmärkte“ und zur Stützung der wirtschaftlichen Märkte aufzuwenden, um eben ein ähnliches Elend wie zur Zeit der W.R. zu verhindern.
Allerdings betrachte ich die gewählte Ausgestaltung extrem kritisch. Es sind öffentlich-finanzielle Mittel geflossen ohne im ausreichenden Maße auf Gegenleistungen der Finanz-/Wirtschaftsinstitute im ethischen Sinne zu bestehen bzw. die globalen Finanz- und Wirtschaftsmärkte zu reglementieren.
Gerade als Liberaler bin ich mir darüber bewusst, dass erst vorhandene Grenzen für wirkliche Freiheit sorgen (ohne Rechtsstaat keine Freiheit!). Das Fehlen dieser Grenzen wird fälschlicherweise als „liberalisierter Markt“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ist aber aus meiner Sicht, insbesondere unter Berücksichtigung der historisch ideologischen Wurzeln des Liberalismus, falsch! Vielmehr müssten wir von einem „Wirtschaftsanarchismus“ sprechen, da eben ausreichende Grenzen, z. B. in Form von Gesetzen, Bestandteil eines liberalen Marktes sind.
Durch die Konjunkturprogramme ist hingegen viel Geld ohne Nachhaltigkeit „hinausgeworfen“ worden, dessen Krönung meiner Meinung nach die ökologisch, ökonomisch und noch dazu ungerechte „Abwrackprämie“ darstellt, ohne auf einen wirklich nachhaltigen Effekt zu achten.
Sinnvoller und nachhaltiger wäre es gewesen, die Finanzmärkte lediglich unter der Gegenleistung zukünftiger ethischer Reglementierungen finanziell zu stützten und die Stabilisierung des Wirtschaftsmarktes bzw. die Steigerung der Binnennachfrage durch ein vereinfachtes und niedrigeres Steuersystem, nachhaltig zu fördern.
Als Anhänger systemtheoretischer Ansätze glaube ich zudem an die Eigendynamik innerhalb geschlossener und konkurrierender Systeme und möchte daher auf ein in der Wirtschaftsethik wichtiges Zitat von Homann u. Blome-Drees verweisen:
„Der systematische Ort der Moral in einer Marktwirtschaft ist die Rahmenordnung“. Eine solche fehlt zurzeit auf globaler Ebene und eine solche wird schnellstmöglich benötigt, um eine ähnliche Krise in Zukunft zu vermeiden.
Obwohl die von Ihnen angesprochene Thematik sehr vielschichtig ist, hoffe ich, dass es gelungen ist, meine Meinung zu Ihren Gedanken anschaulich zu skizzieren.
Herzliche Grüße
Thomas Bläsche