Wäre es nicht sinnvoller, die Corona Maßnahmen an der tatsächlichen Risikobewertung einer Bevölkerungsgruppe festzumachen anstatt am Impfstatus?
Sehr geehrte Frau Bauer,
Die aktuellsten Zahlen zur Belegung der Intensivstationen geben Grund zur Nachfrage:
44% aller ITS Patienten über 60 sind vollständig geimpft – Tendenz steigend (https://www.focus.de/gesundheit/news/sprunghafter-anstieg-der-impfdurchbrueche-so-viele-geimpfte-sind-auf-der-intensivstation_id_24418274.html, Daten: Wöchentlicher Lagebericht des RKI vom 04.11.2021)
84,6% aller ITS Patienten sind über 60 und sogar 93,9% sind über 50 (https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/altersstruktur)
Für die erwachsene Bevölkerung gibt es leider nur eine weitere Kohorte in der Impfdurchbruch-Statistik (18 - 59 Jahre, 21% vollständig geimpfte ITS Patienten bei einem Anteil von 16% an der Gesamtzahl der Patienten).
Wäre es also nicht sinnvoller, die Zahlen weiter zu differenzieren und politische Entscheidungen an der tatsächlichen Gefahr für die Bevölkerung (Alter) zu orientieren anstatt an einem stetig irrelevanter werdenden Impfstatus?
Liebe Grüße,
Daan B.
Sehr geehrter Herr B.
vielen Dank für Ihre Anfrage an Frau Bauer, auf die ich Ihnen gerne stellvertretend antworte.
Um die zugespitzte Lage auf den Intensivstationen in den Griff zu bekommen und die 4. Welle zu brechen, muss sich das aktuell sehr hohe Infektionsgeschehen im Land verringern. Dafür muss die Übertragung des Virus eingeschränkt werden.
Nach Einschätzung des RKI tragen Geimpfte wesentlich weniger zur Übertragung des Virus bei als Ungeimpfte. Geimpfte infizieren sich mit signifikant geringerer Wahrscheinlichkeit und scheiden im Falle einer Infektion auch kürzer Viren aus als ungeimpfte Personen.
Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität kommt zum Ergebnis, dass ungeimpfte Personen an 8-9 von 10 Infektionen beteiligt sind - als Ansteckende oder Angesteckte.
Sie haben Recht, dass der Impfschutz leider mit der Zeit abnimmt. Aufgrund dessen treibt das Land die Booster-Impf-Kampagne voran. Zur Unterstützung der Impfungen wurden unter anderem 155 Mobile-Impf-Teams auf den Weg gebracht. Auch die aktuelle Corona-Verordnung des Landes berücksichtigt die zeitliche Abnahme des Impfschutzes. Vollständig Geimpfte, deren letzte Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt, müssen daher in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zusätzlich einen negativen Antigen-Test vorweisen (2G-Plus-Regel).
Weitere Informationen zum Beitrag von Geimpften und Ungeimpften zum Infektionsgeschehen finden sie auf der Webseite des RKI: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Transmission.html.
Mit freundlichen Grüßen,
Lukas Weber (Persönlicher Mitarbeiter Theresia Bauer)