Frage an Theresia Bauer von Martin S.
Sehr geehrte Frau Bauer,
mit welcher Begründung wird eigentlich immer noch der Betrieb theologischer "Hochschulen" gefördert. Was wird dort erforscht und worin besteht der Nutzen für die Steuerzahler? Als die Menschheit es nicht besser wissen konnte, mag der Stellenwert der Theologie nachvollziehbar gewesen sein, heute jedoch haben sich praktisch alle Dogmen und Lehrmeinungen der Kleriker als frei erfundene Lügen herausgestellt. Die Kirchen sind milliardenschwere Konzerne die darüber hinaus das Geld der Steuerzahler nicht benötigen. Es gibt auch überhaupt keinen Grund Kinder in der Schule dieser Gehirnwäsche zu unterziehen. Gewöhnlicher Weise wird den Kindern zuerst die erfundene Geschichte von Adam und Eva erzählt, bevor sie die Wahrheit über die Evolution erfahren. Was soll das? Alles was unsere moderne Gesellschaft ausmacht haben wir der Philosophie der Aufklärung, den Natur- und Sozialwissenschaften zu verdanken. Die Religionen haben den Fortschritt immer nur aufgehalten. Die Kleriker (egal ob Priester, Imame oder Rabbis oder sonstwie "Erleuchtete") haben auch das Recht verspielt eine "höhere moralische Instanz" darzustellen. Bei der katholischen Kirche scheint es sich um eine Parallelgesellschaft aus Pädophilen zu handeln. Zahlungen an Religionsgemeinschaften und ihre Institutionen sind aus meiner Sicht Veruntreuung von Steuergeldern. Ihre Meinung dazu würde mich interessieren.
M. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihr Statement zur Rolle der Kirche in unserer Gesellschaft und zur theologischen Lehre an unseren Hochschulen.
Die Religionsfreiheit ist für uns ein hohes Gut und genießt zurecht Verfassungsrang. Dazu gehört selbstverständlich auch die Freiheit, keiner Religion anzugehören und Religionen jeglicher Couleur kritisch zu betrachten. Das ist eine wichtige Errungenschaft der modernen Gesellschaft und ich stimme Ihnen zu, dass kritisches Denken, die Fähigkeit, Positionen und vermeintliche Klarheiten zu hinterfragen und auf Basis überprüfbarer wissenschaftlicher Erkenntnisse immer wieder neu zu justieren, die zentrale Grundlage für Entscheiden und Handeln in einer solchen modernen Gesellschaft sein muss. Wissenschaftliche Erkenntnis ist unser wichtigster Zugang zur Wahrheit - nicht religiöse Verkündigung.
Dennoch ist es so, dass für viele Menschen Religiosität nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Die Kirchen sind keinesfalls antimoderne Parallelgesellschaften, sondern im Gemeindeleben vor Ort häufig tragende Säulen des gesellschaftlichen Zusammenhalts, wichtige Träger sozialer Einrichtungen und Wertegemeinschaften, die mithelfen, auch und gerade soziale Werte wie Barmherzigkeit, Nächstenliebe, aber auch die Bewahrung der Schöpfung in die Gesellschaft zu tragen. Bei aller berechtigter Kritik an überzogenen, dogmatischen Formen der Religionsausübung: hier nehmen die Kirche eine wichtige gesellschaftliche Funktion ein. Damit sie das tun können ist die Ausbildung theologischen Personals an öffentlichen Hochschulen eine bedeutende Aufgabe, die durchaus im staatlichen Interesse liegt. Dies ist übrigens auch nicht nur als "Service" des Staates für die Kirchen zu verstehen - gerade im Interesse einer aufgeklärten, den Grundsätzen einer modernen, säkularen Gesellschaft verpflichteten theologischen Forschung und Lehre kann es nicht unser Ziel sein, diese in abgeschlossene kirchliche Zirkel zu verschieben und dem öffentlichen Diskurs, dem Lehrstühle an öffentlichen Hochschulen naturgemäß ausgesetzt sind, zu entziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Theresia Bauer