BW verfehlt mit 0,21 % das 2 %-Wildnisziel deutlich. Selbst die geplante Erweiterung des NLP reicht nicht aus. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um das Ziel dennoch zu erreichen?
Hintergrund der Frage ist die Veröffentlichung der Wildnisstudie:
https://wildnisindeutschland.de/wp-content/uploads/2024/12/Handout_Wildnisbilanzierung.pdf
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Sehr geehrter Herr B.,
haben Sie vielen Dank für Ihr Interesse für den Naturschutz - speziell an dem für die Biologische Vielfalt wichtigen Aspekt der Wildnis.
Eine Untersuchung von Zoologischer Gesellschaft Frankfurt, Sielmann-Stiftung und Naturstiftung David hat ergeben, dass es in Baden-Württemberg im Augenblick erst 0,21% der Landesfläche sind, auf denen wir Flächen von mind. 1000 ha, in begründeten Einzelfällen von min. 500 ha "Wildnis" (also ohne aktuelle Eingriffe und Nutzungen, "Wildnis" ist das ja dann noch nicht) nachweisen können.
Im dicht besiedelten Baden-Württemberg sind große Nullnutzungsflächen deutlich schwerer zu erreichen als in anderen weniger dicht besiedelten Bundesländern. Es ist aber richtig, dass 0,21% nicht viel ist und ich sehe es als wichtiges Ziel an, diesen Prozentsatz zu erhöhen.
Bisher nicht geklärt ist, warum unsere großen Moore beim Wurzacher Ried, dem Federsee und beim Pfrunger-Burgweiler Ried nicht mit in die Berechnungen eingeflossen sind.
Gemeinsames Ziel der Landesregierungen unter grüner Federführung war es, 10% des Staatswaldes aus der Nutzung zu nehmen. Dazu gehört die im Koalitionsvertrag festgehaltene Erweiterung des Nationalparks, an der wir gerade arbeiten. Allerdings sind bei den 10% auch kleinere Flächen als 1.000 ha eingerechnet; beispielsweise auch die Kernzonen der beiden Biosphärengebiete Schwäbische Alb und Schwarzwald. Somit ist nach unserer Rechnung der Anteil an Nullnutzungsflächen in Baden-Württemberg deutlich höher als die 0,21%. Ein weiterer Grund für die Schwierigkeit, in Baden-Württemberg großflächige Areale für Naturschutzzwecke zu finden, ist unsere Geschichte mit der nur im Süden Deutschlands verbreiteten Realteilung. Sie wissen sicherlich, dass dies zu "handtuchgroßen" Grundstücken in den meisten Teilen des Landes führte, was übergeordnete Konzeptionen und deren Umsetzung - auch - im Naturschutz erheblich erschwert.
Ich kann Ihnen aber versichern, es war und ist uns GRÜNEN in Baden-Württemberg und auch mir persönlich ein großes Anliegen, Großschutzgebiete und damit auch in deren Kernzonen Wildnisgebiete zu etablieren und weiterzuentwickeln.
Seitdem die GRÜNEN in Baden-Württemberg den Ministerpräsidenten stellen, wurde 2014 der Nationalpark im Nordschwarzwald sowie 2016 das Biosphärengebiet im Südschwarzwald begründet. Außerdem findet derzeit eine erhebliche Erweiterung des Biosphärengebietes Schwäbische Alb sowie die Erweiterung des Nationalparks statt. Darüber hinaus läuft aktuell in Oberschwaben-Allgäu ein Prüfprozess, an dessen Ende die Gemeindevertretungen vor Ort über die Gründung eines neuen Biosphärengebietes entscheiden werden.
Mit einer Vervierfachung der Mittel für Naturschutz seit 2011 (damals 30 Mio. Euro, 2016 dann 60 Mio, 2021 90 Mio. und 2026 120 Mio. Euro) zeigen wir, wie wichtig uns ein Abbremsen beim Insektensterben sowie generell dem Schwund Biologischer Vielfalt ist - sowohl in Schutzgebieten wie auch auf der gesamten Fläche des Landes.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2025 und Begegnungen mit vielen Menschen, die sich für die Erhaltung unserer Biologischen Vielfalt sowohl in Wildnisgebieten wie in den Kulturlandschaften einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Thekla Walker MdL