Ihre Gewissensentscheidung zur Impfpflicht kann in jedem Fall falsch sein. Wie gehen Sie mit ihrer möglichen Schuld um?
Sehr geehrte Frau Ganserer,
zur allgemeinen Impfpflicht soll es eine Abstimmung geben, in der Sie nur ihrem Gewissen gehorchen sollen. Ein Fraktionszwang soll ausdrücklich ausgeschlossen sein. Sie sind frei und sollen so auch entscheiden.
Wenn einer von den ca. 150.000 ungeimpften Nürnbergern an der verpflichteten Impfung stirbt, könnten Sie mit einer Stimme für Impfpflicht Schuld auf sich laden.
Genauso könnten Sie an einer Anzahl verstorbener Impfunwillingen Schuld sein, wenn Sie gegen die Impfpflicht stimmen.
Wie gehen Sie mit diesem Dilemma um?
Hallo,
Ich habe mich sehr genau mit den Diskussionen und den Gesetzgebungsprozessen beschäftigt. Und am Ende waren da für mich viele Fragezeichen, was den hundertprozentigen Schutz durch Impfungen anbelangt. Und es hat sich dann ja auch abgezeichnet, dass sich Menschen trotz zweifacher oder auch weiterer Booster-Impfungen mit Corona angesteckt haben und auch an Corona erkrankt sind. Ich selber bin mehrfach geimpft und auch überzeugt, dass die Impfung sinnvoll ist und hilft, die Schwere der Krankheitsverläufe einzuschränken. Aber sie bietet eben keinen hundertprozentigen Schutz.
Ein Impfzwang ist für mich aber ein sehr intensiver Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Menschen und muss deswegen äußerst gut begründet sein. Und im Fall der Corona-Impfung war die Begründung für mich einfach nicht ausreichend. Ich wäre für eine verpflichtende Impfberatung gewesen, in der Hoffnung, dass sich dann mehr Menschen vom Nutzen der Impfung überzeugen lassen. Das ist grundsätzlich der bessere Ansatz, auch in anderen Bereichen: Menschen von etwas zu überzeugen, statt sie mit Gesetzen zu etwas zu zwingen.