Frage an Terry Reintke von Constantin N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Reintke,
vernünftig wäre es, weltweit auf erneuerbare Energien umzustellen ; vernünftig wäre es, allen Menschen weltweit einen gewissen Wohlstand zu bieten, damit Konflikte aufgrund dieser Tatsache der Vergangenheit angehören; vernünftig wäre es Produkte langlebig und vor allem recyclebar herzustellen, damit auch unsere Nachwelt auf diesem Planeten vernünftig leben kann; vernünftig wäre es, Älteren Menschen auf diesem Planeten ein würdevolles Leben ohne Existenzängste zu ermöglichen;
Es gibt noch vieles mehr was vernünftig wäre, jedoch am derzeit vorherrschenden System (Geld; Kapitalismus) scheitert. Es lohnt sich, bzw. rechnet sich einfach nicht, vernünftig auf diesem Planeten zu leben.
All diese Dinge sind vernünftig und doch setzt man diese Dinge nicht um, ist das nicht in hohem Maße unvernünftig? Ist nicht der Kapitalismus unvernünftig, wenn dieser ein umweltfreundliches, gleichberechtigtes Miteinander auf diesem Planeten unmöglich macht?
Erstaunlich ist, dass der Mensch das alles könnte. Er könnte so viel und doch hindert ihn das Geld daran.
Frage an sie: Werden von Seiten der Grünen alternative Gesellschaftsformen erarbeitet oder haben auch sie bereits die Flinte ins Korn geworfen?
Sehr geehrter Herr N.,
vielen Dank für Ihre sehr grundlegende Frage. Zunächst eine kurze Antwort: Ja, der Kapitalismus und viele Teile der Politik sind unvernünftig, weil sie diese sinnvollen Maßnahmen nicht erkennen oder umsetzen. Sich jetzt für Klimaschutz einzusetzen, würde immerhin langfristig auch Geld sparen. Aber der kurzfristige Nutzen steht viel zu oft vor langfristigen gesellschaftlichen Kosten.
Für uns Bündnisgrüne ist völlig klar, dass wir die reine Wachstumsorientierung unserer Wirtschaft hinter uns lassen müssen. Auch der grüne Anstrich, den sich der Kapitalismus zunehmend gibt, ändert nichts an dieser Einschätzung und der Tatsache, dass es einen deutlich schnelleren Wechsel geben muss.
Für uns ist das darum immer wieder ein harter Kampf, wenn wir selbst um kleine Schritte kämpfen müssen: Ob nun auf kommunaler Ebene, wenn um jeden Meter Radweg gefochten wird, während Gelder für den Straßenbau problemlos vorhanden ist. Oder im Bund, wo der Weggang vom Verbrennungsmotor bis 2030 schon als Hochverrat angesehen wird. Oder in Europa - um ein soziales Thema aus meinem Bereich aufzugreifen - wo es schon schwer umzusetzen ist, dass der entsandte Mitarbeiter vom Betrieb aus Polen das gleiche Geld verdient, wie der einheimische Kollege aus Deutschland.
Wir Bündnisgrüne haben die Flinte nicht ins Korn geworfen und arbeiten nach wie vor an alternativen Gesellschaftsformen - jenseits von unbedingtem Wachstumsglauben und Verwertungslogik. Manchmal mit großen Debatten und manchmal eben auch mit der Politik der kleinen Schritte.
Herzliche Grüße
Terry Reintke