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Terry Reintke
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Frage von Moritz B. •

Frage an Terry Reintke von Moritz B.

Sehr geehrte Frau Reintke,

Sie äußerten sich im Video, welches von Frau Keller am 03.07.2014 auf YouTube veröffentlicht wurde, zu Frau Storch so, dass man mit "homophoben und antifeministischen Ausfällen" rechnen müsse.

1. Woher entnehmen Sie, dass Frau von Storch "homophob" ist und wie definieren Sie dieses Wort eigentlich? Ist man schon homophob, wenn man beispielsweise sagt, dass ein homosexueller Mann ein Kind adoptieren darf, aber nicht ein zweiter Mann der zweite Vater werden darf? Ist das für Sie homophob oder eher eine nur unterschiedliche Werteauffassung?

2. Wie kommen Sie darauf, dass eine Frau gegen die Gleichstellung der Frau sein könnte?

3. Als EU-Abgeordnete gehören Sie zu den bestbezahltesten Politikerinnen. Empfinden Sie diesen Auftritt im Video á la Semsamstraße als angebracht oder sollte man sich nicht vielmehr seriös und ernst präsentieren? Ihre Wähler könnten glauben, Sie nehmen Ihre verantwortungsvolle Aufgabe nicht ernst genug.

Beste Grüße
Moritz Bär aus Berlin

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Bär,

gerne beantworte ich Ihre Fragen.

1. Homophobie bezeichnet ein ablehnendes Verhalten und Feindseligkeit gegenüber Lesben und Schwulen. Menschen, die homosexuelle Menschen diskriminieren, indem sie ihnen nicht das Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit und damit beispielsweise auch das Recht auf Eheschließung, Familiengründung und Adoption zugestehen, können daher als homophob bezeichnet werden. Ich bezeichne Beatrix von Storch als homophob, weil sie sich in der Vergangenheit immer wieder abfällig über homosexuelle Menschen geäußert und sich beispielsweise auch auf Facebook darüber beklagt hat, dass im Fernsehen Homosexualität "beworben" werde. Zudem ist sie Gründerin und Sprecherin des Vereins "Zivile Koalition", dem die Initiative Familienschutz angeschlossen ist, die vor drei Jahren in Berlin eine Kampagne gegen Aufklärung über Homosexualität an Schulen gemacht hat, was ebenfalls als homophobe Aktion bezeichnet werden kann.

2. Ich habe in meinem Leben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Frauen und Männer, die sich selbstbewusst als Feminist*innen bezeichnen, gerne belächelt werden, weil Feminismus nicht mehr zeitgemäß sei oder Frauen in unserer heutigen Gesellschaft gar keine Diskriminierung erfahren würden. Ich habe erlebt, dass Feminismus als Schimpfwort gebraucht wird und Feminist*innen unterstellt wird, sie würden Männer hassen. Dass Feminist*innen aber für die Gleichstellung aller Geschlechter kämpfen und damit Diskriminierung entgegenwirken wollen, wird dabei gerne übersehen. Tatsächlich ist es für mich persönlich nicht nachvollziehbar, wie Frauen gegen Maßnahmen im Sinne der Gleichstellungspolitik argumentieren können. Genau dies tut aber beispielsweise Beatrix von Storch in ihrem Video "Beatrix von Storch zu Familie, Bildung und Gendermainstreaming", in dem sie sagt: "Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses [sic!] diese Ideologie, dass Gender Mainstreaming, ersatzlos gestrichen wird." Vor dem Hintergrund des aber eben angesprochenen und offenbar weit verbreiteten Missverständnisses von Feminismus, Gleichstellungspolitik und Gender Mainstreaming gibt es anscheinend auch andere Frauen, die sich wie Beatrix von Storch gegen diese Konzepte aussprechen. Von daher ist es wohl möglich, als Frau gegen die Gleichstellung von Frauen zu sein.

3. Ich nehme meine Aufgaben als Abgeordnete sehr ernst und befasse mich gewissenhaft mit gesellschaftsrelevanten und politischen Inhalten. Für mich ist es dabei sehr wichtig, meine Arbeit im Parlament auch nach außen zu kommunizieren. Bei dem von Ihnen angesprochenen Video gab es scheinbar Verwirrung um die Frage, ob es nun ironisch oder ernst gemeint sei. Natürlich gibt es häufig nur einen schmalen Grat zwischen Augenzwinkern und Übertreibung und bei diesem Video ist es meinen Kolleg*innen und mir offenbar nicht ganz geglückt, den richtigen Ton zu finden. Die konstruktive Kritik haben wir uns aber zu Herzen genommen und werden daran arbeiten.

Viele Grüße,
Terry Reintke

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