Frage an Sylvia Löhrmann von Wolfgang D. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Löhrmann,
1. Warum haben Sie in Ihrem Themenfragekatalog nicht den Begriff Energie?
2. Warum wird der Bevölkerung beim Thema erneuerbare Energie (Wind-,Solarenergie(Photovoltaik) , Erdwärme) nicht klargemacht, dass elektrischer Strom sich nur in Form von Wasserpumpspeicherwerken speichern läßt, Wo sind die Pläne, planungsrechtlichen Ansätze zur Errichtung von Pumpspeicherwerken, wo gibt es dazu Stellungnahmen der Grünen?
3. Warum gibt es von Seiten der Grünen keine Stellungnahmen zum Thema der Erdwärmenutzung in stillgelegten Kohlebergwerken?
4. Warum haben die Grünen bis zum heutigen Tage kein Konzept zur Endlagerung von radioaktiven Abfällen in Deutschland entwickelt. Seit 1954 ist dieses Thema politisch umstritten- die Grünen erklären bis heute nur "so nicht", aber nicht wie denn sollten die Abfälle gelagert oder aufbereitet oder weiterverbrannt werden?
5. Warum wenden sich die Grünen nicht gegen die Kohlendioxidgewinnung aus dem Rauchgas durch Ver(sch)wendung von Primärenergie? Was spricht gegen die Verwendung von erneuerbarer Energie zur Rauchgasreinigung von Kohlekraftwerken von Kohledioxid?
Mit bestem Dank für eine klare Stellungnahme der "Sachpolitiker"
Wolfgang Krämer
Sehr geehrter Herr Krämer,
zu Ihrem Fragenkatalog:
1. Warum haben Sie in Ihrem Themenfragekatalog nicht den Begriff Energie?
Sie beziehen sich vermutlich auf die Themen, die ich auf meiner PERSÖNLICHEN Internetseite habe, weil die Seiten der Grünen oder der Grünen NRW können Sie nicht meinen. In unserem grünen Zukunftsplan für NRW (Landtagswahlprogramm) ist direkt im 1. Kapitel (Zukunftsfähiges NRW) unter 2. ein ausführlicher Teil zu Klimaschutz und bezahlbare Energie durch Energiewende.
Dass auf meiner eigenen Internetseite kein eigener Punkt unter der Überschrift Energie steht, liegt daran, dass dies nicht zu meinen persönlichen Schwerpunktthemen gehört - das liegt an einer gewissen fachlichen Arbeitsteilung in einer Fraktion. Spezialist für Energiefragen ist mein Fraktionskollege Reiner Priggen.
2. Warum wird der Bevölkerung beim Thema erneuerbare Energie
(Wind-,Solarenergie(Photovoltaik) , Erdwärme) nicht klargemacht, dass elektrischer Strom sich nur in Form von Wasserpumpspeicherwerken speichern läßt, Wo sind die Pläne, planungsrechtlichen Ansätze zur Errichtung von Pumpspeicherwerken, wo gibt es dazu Stellungnahmen der Grünen?
Das Potenzial an Pumpwasserspeicherkapazität in NRW ist sehr begrenzt. Für die Grünen steht der Ausbau der europäischen Stromnetze an vorrangiger Stelle, um das Potenzial der Erneuerbaren Energien optimal auszuschöpfen. Durch den Ausbau der Netze könnten lokale Schwankungen von Stromerzeugung und Lasten überregional ausgeglichen werden. Weiterhin wären die Speicherkapazitäten anderer europäischer Staaten nutzbar. Eine aktuelle Stellungnahme des Sachverständigenrates für Umweltfragen weist auf die Bedeutung der Pumpspeicherpotenziale in Norwegen hin, die durch die Energiewirtschaft in Deutschland genutzt werden könnten.
Neben den Pumpspeicherwerken können Druckluftspeicher und die Erzeugung von Wasserstoff als Speicher elektrischer Energie genutzt werden. Beim Ausbau der Elektromobilität könnten auch Elektromobile als Speicher fungieren. Nach neuen Forschungsergebnissen des Fraunhofer-Institutes für Windenergie und Energiesystemtechnik stellt die Erzeugung von Methangas aus überschüssigem Strom eine weitere Speichermöglichkeit mit bedeutendem Potenzial dar. Das durch Strom erzeugte Methan, das in seinen chemischen Eigenschaften weitgehend dem Erdgas entspricht, kann in Gasometer und Leitungen für Erdgas eingespeist und wie dieses verwendet werden.
3. Warum gibt es von Seiten der Grünen keine Stellungnahmen zum Thema der Erdwärmenutzung in stillgelegten Kohlebergwerken?
Die Grünen setzen sich für den Ausbau der Geothermie zur Strom- und Wärmenutzung ein. Hierbei ist die Gewinnung von Erdwärme in stillgelegten Bergwerken eine interessante Möglichkeit, deren Einsatz von den Standortbedingungen abhängt. Bestehen an einem Standort z.B. Kraft-Wärme-Potenziale, sollte diese vorrangig genutzt werden.
4. Warum haben die Grünen bis zum heutigen Tage kein Konzept zur Endlagerung von radioaktiven Abfällen in Deutschland entwickelt. Seit 1954 ist dieses Thema politisch umstritten- die Grünen erklären bis heute nur "so nicht", aber nicht wie denn sollten die Abfälle gelagert oder aufbereitet oder weiterverbrannt werden?
Damit nicht noch mehr Atommüll produziert wird, dürfen die AKW-Laufzeiten nicht verlängert werden. Die neuesten Berichte darüber, mit welch unlauteren Mitteln die Standortentscheidung für das Endlager Gorleben durchgedrückt werden sollte, und der Skandal um das Endlager Asse zeigen auf, dass die Lösung des Endlagerproblems erst am Anfang steht. Die Standortsuche für ein Atommüllendlager muss ergebnisoffen und nach strengen wissenschaftlichen Kriterien bzgl. der Langzeitsicherheit durchgeführt werden. Politischen Druck auf Gutachter hinsichtlich der Erkundungsergebnisse auszuüben, ist entschieden abzulehnen.
5. Warum wenden sich die Grünen nicht gegen die Kohlendioxidgewinnung aus dem Rauchgas durch Ver(sch)wendung von Primärenergie? Was spricht gegen die Verwendung von erneuerbarer Energie zur Rauchgasreinigung von Kohlekraftwerken von Kohledioxid?
Die Grünen lehnen die CO2-Abscheidung aus dem Rauchgas von Kohlekraftwerken und dessen Einlagerung unter Tage ab, da hierdurch ein weiteres Endlagerproblem für die Ewigkeit wie bei der Atomenergie geschaffen werden. Zudem werden mit großer Wahrscheinlichkeit die Speicherpotenziale nicht ausreichen, um die großen Mengen an CO2 aufzunehmen, die durch die Kohleverstromung weltweit erzeugt werden. Sicher ist, dass enorme Umrüstungen an den vorhandenen Kraftwerken vorgenommen werden müssten, die einem Neubau in Kosten und Aufwand gleich kämen. Die ohnehin schon schlechten Wirkungsgrade dieser Kraftwerke würden nochmals erheblich sinken und noch mehr CO2 erzeugt werden.
Da in Nordrhein-Westfalen keine geeigneten Lagerstätten zur Verfügung stehen, müsste das in NRW anfallende CO2 über eine Entfernung von ca. 500 km transportiert werden, um in Schleswig-Holstein endgelagert zu werden. Allein für den Transport des aus der Braunkohleverstromung stammenden CO2 wären acht Pipelines mit einem Durchmesser von 800 mm erforderlich. In Schleswig-Holstein gibt es verständlicherweise deutlichen Widerstand gegen dieses von der schwarz-gelben Landesregierung NRW propagierte Vorhaben. Allein die Braunkohle in NRW emittiert täglich 255.000 Tonnen CO2, d.h. eine Million Tonnen alle vier Tage. Derartige Mengenströme unterirdisch über eine Mio. Jahre zu lagern, ist außerhalb technischer Realitäten.
Soweit die Stellungnahme (zu 2.-5.) unserer Fachleute.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Löhrmann MdL