Frage an Sylvia Löhrmann von Rainer L. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Löhrmann.
Ein angestellter Lehrer verdient im Monat netto ca. 500 € weniger als ein verbeamteter Lehrer, obwohl er eine identische Qualifikation und Ausbildung besitzt und jeden Tag dieselben Lerngruppen unterrichtet wie der Kollege Beamte. Hier wird das Prinzip Gleicher Lohn für gleiche Arbeit,welches auch in der Landesverfassung niedergeschrieben ist,mit Füßen getreten.
Was wollen sie konkret unternehmen,um diesen gesellschaftspolitischen Skandal zu beenden und die Gerechtigkeit für mehr als 30.000 angestellte Lehrer in NRW wiederherzustellen ? Als Sie noch in Regierungsverantwortung waren, haben sie ja bekanntermaßen nichts unternommen.Damals haben Sie gesagt: "Wir wollen und wir können dieses Problem nicht lösen."
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Lummer
Sehr geehrter Herr Lummer,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich stimme Ihnen zu: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist ein anzustrebendes Prinzip.
Wir Grüne bekennen uns zu diesem Grundsatz und sehen, dass er noch lange nicht verwirklicht ist. Für den Lehrerberuf haben wir immer wieder die ungerechte und nicht zu rechtfertigende unterschiedliche Bezahlung beklagt. Das bezieht sich einerseits auf die gravierenden Unterschiede zwischen beamteten und angestellten LehrerInnen, andererseits auf die überkommene und unserer Ansicht nach überholte unterschiedliche Bewertung des Lehrerberufs abhängig von Schulform und -stufe.
Eine Zweiklassengesellschaft im Lehrerzimmer kann nicht gut für den Schulfrieden sein und kann eine Teambildung behindern. Deshalb gehört sie auf den Prüfstand.
Wir weisen seit über 10 Jahren darauf hin, dass der Beamtenstatus der Lehrer überholt ist. Eine Statusveränderung funktioniert aber leider nur im Konzert der Bundesländer, deshalb wollen wir die Situation der Angestellten LehrerInnen durch Verbesserungen angleichen.
Für NRW hatten wir dazu erste Schritte eingeleitet, als wir in Regierungs-Mit-Verantwortung waren - leider hat Schwarz-Gelb diese Schritte wieder rückgängig gemacht.
Für Grüne ist es grundsätzlich nicht notwendig, dass Lehrkräfte Beamte sein müssen. Die Frage der Attraktivität des Lehrerberufs hängt nicht am Beamtenstatus sondern an der attraktiven Bezahlung und der Möglichkeit des Karriereaufstiegs. Deshalb kritisieren wir die Mehrklassengesellschaft im Klassenzimmer und den Karrierestau. Im jetzigen System sind die Beamten gegenüber den angestellten Lehrerinnen und Lehrern im finanziellen Vorteil. Deshalb bedarf es eines Ausgleichs für die angestellten KollegInnen. Eine Höhersetzung der Verbeamtungsgrenze wird dann nicht mehr nötig sein, wenn die Schlechterstellung der angestellten Lehrerinnen und Lehrer beendet ist. Genau das aber streben wir an. Wir wollen den Arbeitsplatz attraktiver machen, Aufstiegsmöglichkeiten und die Bezahlung verbessern. Wir wollen Zugangserleichterungen für Bewerberinnen und Bewerber mit beruflicher Qualifikation zum Studium sowie die Aufhebung der BAFöG-Altersgrenze von 30 Jahren.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Löhrmann