Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Fabian F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Kotting-Uhl,
wie ich Ihren Antworten entnehmen kann,wägen Sie u.a ab.,ob Sie an einer Reise einer Bundestagsdelegation teilnehmen,wie hoch der Co2-Ausstoß des Fluges ist.
Erlauben Sie mir diesbezüglich eine simple Frage:Haben Sie als MdB bisher auf Ihren Dienstreisen auf Langstreckenflügen die Buisiness-Class benutzt,obwohl hier der pro-Kopf-Co2-Ausstoß bedeutend höher als in der Economy-Class?Falls ja,wie können Sie dies als Mitglied der Grünen ethisch vertreten?
mit freundlichen Grüßen
Fabian Föster
Sehr geehrter Herr Föster,
Der Bundestag bucht für seine Reisen Business-Class. Ich habe bisher ein einziges Mal an einer Langstrecken-Reise teilgenommen, nach NeuDelhi. Ich flog einen Tag später als Minister Gabriel und die anderen Teilnehmer - an diesem Tag war Business ausgebucht, so dass ich für den Hinflug das Glück habe :-) aus dem Schneider zu sein. Aber im Ernst: Viel entscheidender für den streng gerechneten Co2-Ausstoß pro Fluggast ist die Frage, ob das Flugzeug ausgelastet ist. Meistens ist die Business-Class nicht voll besetzt. (... soweit ich das aus eigenen Erfahrungen beurteilen kann - als Wenig-Fliegerin bin ich vielleicht nicht die letzte Instanz.) Die Rechnung - wie viele Fluggäste werden mit welchem Co2-Ausstoß transportiert - bliebe also in diesen Fällen dieselbe, auch wenn ich für mich den "Sonderstatus grundsätzlich Economy" beim Bundestag beanspruchen würde.
Das Co2-Problem bekommen wir nicht in den Griff, indem wir von den Bürgerinnen und Bürgern - oder die umgekehrt speziell von Grünen Abgeordneten - verlangen, sich in ihrem persönlichen Verhalten so weit wie möglich zu beschränken. Der Hebel sind die politischen Rahmenbedingungen. Und die sind großenteils falsch. Ich habe mit der Gründung meiner eigenen Familie viele Jahre versucht "ökologisch korrekt" zu leben und habe erfahren, dass das im Einzelversuch nicht geht. Das hat mich zu den Grünen gebracht. Nicht Verzicht zu predigen, sondern die Rahmenbedingungen zu verändern, ist seitdem mein Ansatz.
Das bedeutet nicht, dass ich meinen persönlichen ökologischen Fußabdruck nicht im Blick habe. So verbringe ich zum Beispiel den einzigen - wenn überhaupt - freien Tag zwischen Wahlkreis- und Sitzungswochen, den Sonntag, im Zug, anstatt die Distanz Baden/Württemberg-Berlin in wenig mehr als einer Stunde im Flieger zu überwinden. Wo sich Flüge nicht vermeiden lassen, gleiche ich sie bei Atmosfair aus. Ich bin zwar selbst der Meinung, dass solche Rechnungen ihre Schwächen haben, aber solange wir den Emissionshandel als das effektivste Instrument gegen den Klimawandel betrachten, gilt auch das.
Abgeordnete haben Privilegien, dazu gehört auch die Business-Class. Ich nutze in bestimmten Situationen auch den Fahrdienst des Bundestages, obwohl ich mich grundsätzlich in Berlin mit S- und U-Bahn bewege. Da wo ich die Privilegien in Anspruch nehme, habe ich kein Problem mit meiner (ziemlich ausgeprägten!) Ethik und das hat seine Begründung darin, dass das Leben von Abgeordneten deutlich ungemütlicher ist, als Artikel wie der im Spiegel es darstellen.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl