Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Peter W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Kotting-Uhl,
von verschiedenen Politikern ist zu hören, dass die Impfung sicher sei und alle, die sich nicht impfen lassen wollen, unsolidarisch seien. Mitmenschen, die die Risiken einer Impfung, z.B. aufgrund fehlender Langzeitstudien höher einschätzen als den Nutzen, werden nach meiner Wahrnehmung nicht ernst genommen, oft gar als Coronaleugner oder Aluhutträger diffamiert. Der Aspekt, dass Impfung ist in erster Linie Selbstschutz ist, wird oft nicht betrachtet.
Auch ich finde, dass es es gute Gründe gibt, mit der Impfung abzuwarten. Clemens Arvays Buch "Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko?", das auch Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, gegenüber der Frankfurter Rundschau als „gute, sachlich geschriebene und sorgfältig recherchierte Informationsquelle“ lobt, hat mich bestärkt. Auch Ludwig sagt: „Wir können bislang nichts zur Langzeitsicherheit dieser Impfstoffe sagen.“ (https://www.fr.de/wissen/clemens-avray-corona-impfstoffe-impfen-virologe-90335633.html)
Ich würde mir mehr offenen öffentlichen Diskurs über kurz- und langfristigen Chancen und Risiken wünschen, damit jeder gut informiert die Abwägung selbst vornehmen kann.
• Wie stehen Sie dazu, dass jeder Bürger Nutzen und Risiko einer Impfung selbst abwägen darf und sich frei, ohne politischen oder gesellschaftlichen Druck für oder gegen Impfen entscheiden kann?
Da ich keiner Risikogruppe angehöre, würde ich mich Stand heutigem Wissen nicht impfen lassen. Ich frage mich aber, wie mein zukünftiges Leben als Ungeimpfter aussehen wird. Deshalb meine zweite Frage:
• Würden Sie folgenden Satz unterschreiben? Wenn alle Impfwilligen geimpft sind, werde ich mich als Parlamentarier voll und ganz dafür einsetzen, dass ALLE Corona-bedingten Einschränkungen unverzüglich aufgehoben werden.
Ich erwarte gespannt Ihre Antwort.
Sehr geehrter Herr Walser,
der Aspekt des Selbstschutzes ist bei Corona tatsächlich nicht der übergeordnete, sondern der sogenannte Herdenschutz, der bei einer Durchimpfung der Bevölkerung von 75 bis 95 Prozent als erreicht gilt. Angesichts der in vielen Intensivstationen und bei fast allen Pflegegrenzen erreichten Belastungsgrenzen und den gesellschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen gegen weiter steigende Infektionszahlen ist der Herdenschutz das anzustrebende Ziel. Er ist die einzige Möglichkeit, den gesamtgesellschaftlichen Kampf gegen das Virus zu gewinnen.
Zu Ihren beiden konkreten Fragen:
- Natürlich darf jede Bürger*in Nutzen und Risiko einer Impfung selbst abwägen und ohne politischen Druck entscheiden, ob er/sie sich impfen lassen möchte. Es gibt keinen Impfzwang. Dass Sie bei einer Entscheidung gegen eine Impfung keinen gesellschaftlichen Druck erfahren - im Arbeitsumfeld oder anderen Gemeinschaften - kann Ihnen aber niemand versprechen. Die übergroße Mehrheit der Menschen in Deutschland möchte, dass das Virus schnellstmöglich überwunden wird, um zur Normalität zurückkehren zu können, und hat in diesem Fall kein Verständnis für Impfgegner*innen.
- Die Corona-bedingten Einschränkungen können dann aufgehoben werden, wenn die Ausbreitung der Infektion eingedämmt ist. Das beste Mittel dafür ist der Herdenschutz. Ich gehe davon aus, dass der erreicht ist, wenn alle Impfwilligen geimpft sind, wissen kann ich das aber nicht, da ich die Zahl der Impfgegner*innen nicht kenne. Von daher kann ich Ihnen die gewünschte Zusage nicht geben.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl