Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Uwe R. bezüglich Bildung und Erziehung
Wie sehen Sie die Fairness beim aktuellen Halb lockdown zwischen dem Schließen von pedagogisch wichtigen und bildungsrelevanten Musikschulen und deren Arbeit mit Kindern und Jugendlichen UND der nahezu uneingeschränkten Arbeitswelt von hunderten anderen Berufen? Musikschulen haben keine nachweisliche Ansteckungsgefahr. Sie machen Einzeltermine mit dem Schüler und können diese jederzeit nachverfolgen da sie offiziell angemeldet sind! Die Räume sind gross und Hygiene Konzepte machen den Unterricht sehr sicher! Tausenden von Musikern wird die Existenz immer mehr entzogen durch eine willkürlich scheinende Schließung! Wir sind schockiert über soviel Ignoranz! Andere sehr viel körpernähere Jobs werden erlaubt! Wir haben auch Kinder und Familie und leben von dieser kulturellen Arbeit! Diese war noch nie so sehr in Gefahr und das durch politische nicht zu Ende gedachte Entscheidungen!Bitte um Stellungnahme.
Sehr geehrter Herr Reitenauer,
vielen Dank für Ihre Mail.
Ihren Unmut und Ihr Unverständnis kann ich nachvollziehen. Sie werden in Ihrer Berufsausübung eingeschränkt, obwohl Ihre Tätigkeit als systemrelevant eingeschätzt werden kann, denn Kinder haben natürlich ein Recht auf Bildung, auch in einer Pandemie. Mit jedem Monat der Krise verschärft sich die bestehende soziale Ungleichheit. Auch Kinder mit guten Startchancen leiden zunehmend unter fehlenden sozialen Kontakten, eingeschränkten Sportmöglichkeiten und fehlenden Musik- und Kulturangeboten. All das führt zu psychischen Belastungen, die sich dauerhaft negativ auf die Entwicklung junger Menschen auswirken können. Mit einem Bildungsschutzschirm für Kinder und Jugendliche wollen ich und meine Fraktion deshalb dafür sorgen, dass alle jungen Menschen sicher und stark durch die Krise kommen.
Ein solcher Bildungsschutzschirm muss neben einem bundesweiten Stufenplan und regelmäßigen kostenlosen Schnelltests für das Personal an Kitas und Schulen sowie für Kita-Kinder und Schüler*innen für sicheren Unterricht auch ein starkes Förderprogramm umfassen. Mit diesem Programm möchten wir gemeinsam mit den Bundesländern zusätzliche Angebote der Lernförderung durch Bildungslotsen und Mentor*innen, mehr Schulsozialarbeiter*innen und insbesondere auch wichtige außerschulische Angebote der kulturellen und musischen Bildung mit externen Partnern ermöglichen.
Musikschulen können gerade in Zeiten der Pandemie einen wichtigen Beitrag leisten, damit Kinder und Jugendliche gut durch die Krise kommen. Musik fördert die Empathie, die Teamfähigkeit und das soziale Miteinander. Dafür brauchen sie analog zu anderen Bildungsinstitutionen möglichst verlässliche Öffnungsperspektiven. Aber auch im Rahmen des von uns geforderten Bildungsschutzschirms möchten ich und meine Fraktion Musikschulen und Musiker*innen dabei unterstützen, ihre für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtige pädagogische Arbeit trotz und während der pandemiebedingten Einschränkungen sicher fortführen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl