Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Michael v. bezüglich Umwelt
Die Grünen und die Regierung setzen auf E-Autos. Stets lies man aber, dass die Gesamtbilanz bei der CO2-Bildung bei den E-Autos eine Katastrophe ist (z. B. https://www.focus.de/auto/elektroauto/e-auto-batterie-viel-mehr-co2-als-gedacht_id_7246501.html?fbc=fb-shares&fbclid=IwAR1BRhm_Xgeyq5UI8IvS9OfmjTMLkMb3FVjivkG0DsJjWzx38IQzVsgzy5M). Zudem zeichnen sich E-Autos negativ aus durch: eine Tankzeit von mindestens 1,5 Stunden, meistens länger (bis 4 Stunden), kaum vorhandenen Zapfsäulen und dann zuweilen noch fehlender Anschluss fürs Auto, kaum zu löschender Batteriebrand, geringes (auslaufendes) Vorkommen an Rohstoffen für Autobatterien, Kinderarbeit bei der Rohstoffgewinnung für Batterien, Stromgewinnung für die E-Autos durch klimaschädliche Braunkohle und und und. Wäre es da nicht besser, auf tatsächliche nachhaltige Entwicklungen zu setzen wie Salzwasserbatterien oder Wasserstoff, sofern man an die CO2-Ursache überhaupt glaubt, die lediglich eine unbewiesene Hypothese ist?
Sehr geehrter Herr v. L.,
immer wieder kursiert die Behauptung, Elektroautos hätten eine schlechtere Umweltbilanz als Autos mit Verbrennungsmotoren. Das ist nachweislich falsch! Eine Untersuchung des österreichischen Umweltbundesamtes zeigt, dass Elektrofahrzeuge bei allen betrachteten umweltrelevanten Parametern signifikant besser abschneiden als andere Antriebe.
Auch, wenn man sich nur die Klimabilanz anschaut, liegen Elektroautos klar vorn - trotz der energieintensiven Produktion der Batterie. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) für die Agora Verkehrswende. In allen untersuchten Fällen hat das Elektroauto über die gesamte Lebensdauer einen Klimavorteil gegenüber dem Verbrenner. Der Energieaufwand bei der Batterieproduktion wird also mehr als ausgeglichen.
Mit den Fortschritten bei der Batterieentwicklung insbesondere durch effizientere Fertigungsprozesse, höhere Energiedichte, verbesserte Zellchemie und CO₂-ärmeren Strom bei der Herstellung kann die Klimabilanz der Batterie in den kommenden Jahren mindestens halbiert werden. Der Klimavorteil des Elektroautos wächst, wenn der Ausbau der Erneuerbaren im Rahmen der Energiewende forciert wird, denn die Antriebsenergie ist die wichtigste Einflussgröße auf die Klimabilanz. Die Batteriezell-Fertigung auf Basis eines möglichst hohen Anteils erneuerbarer Energien, kann europäischen Ländern einen Standortvorteil verschaffen.
Um die Rohstoffsituation für die Batteriezellenproduktion zu verbessern, wollen meine Bundestagsfraktion und ich unter anderem ambitionierte Sammelziele für Altbatterien aus Elektrofahrzeugen, separate Recyclingquoten für die einzelnen Materialien sowie Mindesteinsatzquoten für Rezyklate im Batteriegesetz festlegen. Außerdem muss sich die Bundesregierung auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene für besseren Menschenrechtsschutz und klare Nachhaltigkeitskriterien in internationalen Lieferketten einsetzen, um den negativen ökologischen und sozialen Effekte beim Abbau neuer Rohstoffe entgegenzuwirken. Außerdem muss sie endlich einen Gesetzentwurf über verbindliche unternehmerische Sorgfaltspflichten vorlegen und auf UN-Ebene an der Erarbeitung eines rechtsverbindlichen Abkommens über Wirtschaft und Menschenrechte mitwirken.
Sie haben Recht, die Ladeinfrastruktur in Deutschland steckt in der Sackgasse. Die Ladestellennetze in anderen Ländern wie z. B. den Niederlanden liegen weit vor Deutschland. Klar ist: Wir brauchen eine echte Ladesäulen-Offensive. Diese muss sowohl öffentliche als auch private Ladestationen umfassen. Dazu müssen bürokratische Hürden abgebaut werden, denn der Aufbau von Lademöglichkeiten in Wohnhäusern scheitert in vielen Fällen nicht am Geld, sondern am Rechtsrahmen. Meine Fraktion und ich fordern deshalb, das Mietrecht und Wohneigentumsgesetz anzupassen, damit E-Autofahrer leichter Ladestellen installieren können. Außerdem braucht es eine Mindestquote von Ladepunkten an den Stellplätzen, wenn Gebäude neu gebaut oder umfassend saniert werden. Zudem muss das Ladestellennetz einheitlich und bedienungsfreundlich sein, damit diskriminierungsfreies und anbieterübergreifendes Laden an allen öffentlichen Ladesäulen möglich ist.
Da sich die Technik immer weiter entwickelt, ist es seit Anfang 2018 möglich Ladezeiten von 20 Minuten zu erreichen. Jedoch braucht es noch immer etwa 10 Stunden, um an der heimischen Steckdose einen Akku aufzuladen. Aber auch hier gibt es Entwicklungen für den Hausgebrauch, die es E-Autofahrern ermöglichen, in drei Stunden ihr Auto Zuhause aufzuladen. Hersteller von Elektroautos arbeiten daran, Ladezeiten von 15 Minuten (bei 150 kW) und sogar unter 10 Minuten (bei 350 kW) zu erreichen.
Meine Fraktion und ich unterstützen die Produktion von Wasserstoff aus Produktionsspitzen von Wind und Sonne. Aber notwendig ist ein systematischer Ansatz für Wasserstoff, Verkehr und Wärme. Die Förderung von Wasserstoff muss mit einem massiven Ausbau der Erneuerbaren einhergehen. Nur wenn genug Ökostrom vorhanden ist, wird Wasserstoff zu einer echten ökologischen Alternative.
Auch den Einsatz von Salzwasserbatterien begrüßen wir. Die zum Bau dieser Batterie verwendeten Materialien sind ungiftig. Die Salzwasserbatterie ist ein billiger Speicher, die Materialien können zudem zum größten Teil recycelt werden und das enthaltene Elektrolyt ist nicht entzündlich. Eine Salzwasserbatterie braucht bei gleicher Leistungsfähigkeit aber mehr Volumen als eine Lithiumbatterie. Sie ist (noch?) nicht für den Einsatz in Elektroautos tauglich, wird aber zunehmend als stationärer Stromspeicher eingesetzt.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl