Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Hendrick K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Wie steht die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im BT gegenwärtig zu Forschung und Entwicklung für die Förderung der Stromerzeugung über Kernfusion?
Müßten dafür die deutschen "Anstrengungen" im F+U-Bereich durch Bereitstellung von mehr Forschungsmitteln erhöht werden?
Oder halten Sie diese Energiequelle für eine Utopie?
Sehr geehrter Herr Kerlen,
die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat eine klare Haltung zur Förderung der Erforschung von Kernfusion zur Stromerzeugung mit Steuergeldern.
Die Erforschung der Kernfusion zur Stromerzeugung verschlingt auch in unserem Land gewaltige Summen, sowohl aus dem deutschen Energieforschungsetat wie vor allem über Euratom, dessen Budget zu 20% von Deutschland finanziert wird.
Die Begründung für diese Forschung fußt auf Klimaschutz und steigendem Energie-bedarf, der von Erneuerbaren Energien in der Zukunft nicht erfüllt werden könne. Nun gibt es zum einen ausreichend Studien, die eine zukünftige Energieversorgung rein auf Basis der Erneuerbaren darstellen, zum anderen die sogenannte Fusionskonstante, die die Stromerzeugung aus Kernfusion immer in ungefähr 35 Jahren von heute an gerechnet sieht. Entsprechend wird heute auf Fusionsstrom in den 50er Jahren gehofft. Das wäre für den Klimaschutz, dessen Zieljahr 2050 ist, definitiv zu spät. Wollen wir die Klimakrise noch abwenden, müssen wir in den industrialisierten Ländern 2050 bereits eine Energieversorgung ohne CO2-Ausstoß aufgebaut haben, denn die dann noch erlaubten 5% Treibhausgase-Emissionen, verglichen mit 1990, werden aus der Landwirtschaft kommen. Die Erneuerbaren Energien werden zu diesem Zeitpunkt unschlagbar billig sein und die Stromversorgung zu weiten Teilen dezentral. Falls Fusionsstrom in den 50er Jahren tatsächlich produziert werden könnte, wäre er weder ökonomisch konkurrenzfähig noch problemlos in ein System der Erneuerbaren zu integrieren.
Meine Bundestagsfraktion hat daher mit mir die Haltung, die für Energieforschung zur Verfügung stehenden Gelder in die Erfüllung der anstehenden Aufgaben - nämlich bis 2050 eine Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien, Speichertechnologien und Effizienz aufzubauen - und die dafür noch notwendigen Erforschungen und Entwicklungen zu stecken. Kernfusion wird zur Erfüllung dieser Aufgabe keinen Beitrag leisten können.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl