Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Paula B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Kotting-Uhl
Die auf den steil steigenden Konsum und immer höheren Profit ausgelegte industrielle Tierhaltung und Lebensmittelproduktion erzeugt ein unvorstellbares Leid, direkt vor unserer Haustüre, in jedem Megastall und Riesenschlachthof der Welt.
Aktionen wie die kürzlich stattgefundene Demonstration "Wir haben Agrarindustrie satt! Bauernhöfe statt Agrarindustrie" (siehe http://wir-haben-es-satt.de/ ) haben gezeigt, dass eine grundlegende Wende der Agrarpolitik hin zu kleineren Betrieben und respektvollerem Umgang mit unseren Mitwesen vielen Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegt.
Meine Frage ist nicht, ob Sie die Massentierhaltung grundsätzlich ablehnen, denn diese Meinung vertritt beinahe jede Partei, wie es scheint. Meine Frage ist, wie wichtig Sie die Thematik einschätzen und mit wieviel Entschiedenheit Sie sich für entsprechende Gesetzesentwürfe einsetzen würden. Was wären die Maßnahmen, für die sie sich aktiv stark machen würden? Würden Sie beispielweise einem Gesetz zur Förderung von Landwirten, die sich zusätzlich um wesensgemäße Haltung bemühen, zustimmen?
Mit freundlichen Grüßen,
Paula Brendel
Sehr geehrte Frau Brendel,
vielen Dank für Ihre Frage. Für uns Grüne ist das Thema artgerechte Haltung ein
zentrales Anliegen. Wir haben uns in dieser Wahlperiode z.B. mit der Einbringung eines
eigenen Gesetzentwurfes für ein neues Tierschutzgesetz mit großer Entschiedenheit dafür eingesetzt und werden dieses Engagement auch in der kommenden Legislatur fortführen.
Wir wollen die Agrarwende fortsetzen und das System der Agrarindustrie überwinden. Für uns ist eine bäuerliche, d.h. ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Landwirtschaft mit regional angepasster Größenstruktur und artgerechter Tierhaltung die richtige Antwort.
Wir wollen den Antibiotikamissbrauch unterbinden, den Bau von Tierfabriken stoppen und die staatliche Förderpolitik wollen wir zugunsten artgerechter Tierhaltung reformieren. Wir wollen, dass zukünftig nur noch solche Haltungen zugelassen werden, in denen die Tiere ihre artgemäßen Verhaltensweisen ausleben können. Tiertransporte sollen innerhalb Deutschlands auf vier Stunden begrenzt werden. Futtermittelimporte wollen wir reduzieren und dabei auf Produkte ohne Gentechnik setzen.
Die Entscheidungsfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wir durch die Einführung einer umfassenden Tierhaltungskennzeichnung für alle Lebensmittel und eine öffentliche Aufklärungskampagne zu den gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Fleischkonsums und den Möglichkeiten nachhaltiger Ernährung stärken.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl