Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Christian S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Kotting-Uhl
Anlässlich der Veranstaltung der "Intel Friday Night Games" Anfang Juni 2009 in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe diskutieren zur Zeit lokale Politker und Parteien in Ihrem Wahlkreis das Thema der sogenannten "Killer-Spieler".
Wie stehen Sie zu dieser Frage? Wäre es nicht eine unnötige Einschränkung der Bürgerrechte, wenn die Stadtverwaltung eine Veranstaltung verbieten würde, bei der junge Menschen im sportlichen Wettkampf gegeneinander antreten?
Parallel dazu läuft auch bundesweit eine Diskussion bezüglich der Frage, ob Computerspiele, in denen das Töten von "Gegnern" simuliert wird, gesellschaftlich akzeptiert werden sollten oder nicht.
Wie stehen Sie zu dieser Frage?
Unterstützten Sie, wie von manchen Gruppen gefordert, eine Verschärfung der Gesetze gegen solche Spiele oder finden Sie nicht auch, dass die aktuellen Jugendschutzgesetze mehr als ausreichend sind und es keinen vernünftigen Grund gibt, erwachsenen Menschen diese Form der Unterhaltung vorzuenhalten?
Sehr geehrter Herr Schwarz,
es tut mir leid, Ihnen mit meiner Antwort vermutlich keine Freude zu machen. Die "Intel Friday Night Games" in Kalrsruhe wurden abgesagt und ich halte das unter den gegebenen Umständen für richtig. Ich habe mich dazu im Vorfeld - die BNN hat berichtet - ja auch deutlich verhalten.
Freiheit wahrnehmen zu können - persönlich wie gesellschaftlich - geht in meinen Augen nicht ohne auch Grenzen zu setzen und diese Grenzen zu respektieren. D.h., Freiheit heißt niemals, dass man alles tun können muss. Wo diese Grenzen angesetzt werden, darüber kann und muss eine Gesellschaft sich beständig auseinandersetzen. Die Entwicklung neuer Technologien, neuer Konsum- und Unterhaltungsmöglichkeiten ist einem rasanten Tempo unterworfen. Ich glaube, dass wir wie bei Technologien auch bei Unterhaltungsformen dazu kommen müssen potentiellen Nutzen und potentielle Risiken gegeneinander abzuwägen - im besten Fall vor der Markteinführung. Bei den Ego-Shooter-Spielen haben wir auf der Seite der potentiellen Risiken die durch viele Studien (In Ba-Wü in Sonderheit Prof. Spitzer aus Ullm) belegte Absenkung der Hemmschwelle und Desensibilisierung gegenüber Gewaltanwendung - nicht aus Versehen nutzt die US-Army genau dazu solche Spiele. Was haben wir auf der anderen Seite? Spaß ist eine wichtige Sache, aber wäre Spaß nicht mehr möglich, wenn es solche Spiele nicht gäbe? Und eignet sich wirklich alles zum Spielspaß? Ich halte auch bestimmte mancherorts gemachte Vergleiche hier nicht für tragfähig. Es ist nicht dasselbe mit Zinnsoldaten oder einer Cowboy-.Pistole zu spielen oder an einem Ego-Shooter-Spiel zu sitzen.
Um also Ihre Frage zu beantworten: Ja, ich bin für ein Verbot dieser Spiele - wohl wissend, dass das Verbot allein nicht die vollständige Antwort auf das Problem ist. Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte - vor allem auch mit Jugendlichen - über Gestaltung und Grenzen von Freiräumen, über die Frage was attraktive Freizeitgestaltung sein kann, über Medienkompetenz uvm.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl