Frage an Sylvia Canel von Jens K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Canel,
vielen Dank für die Beantwortung meiner letzten Frage. Daraus ergibt sich für mich eine neue Frage. Wenn wie durch IGLU und Pisa eindrucksvoll belegt, die Länder nicht in der Lage sind für Kinder und Jugendliche ein auch nur annähernd gleiches Bildungniveau zu gewährleisten - muß dann nicht zwangsläufig eine zentral Lösung erfolgen, also das Grundgesetz den sich verändernden Bedingungen angepaßt werden. Die Bildungsautonomie der Länder wurde doch vor dem Hintergrund geschaffen, daß alle Länder ein entsprechend hohes Bildungniveau gewährleisten. Dies wird doch aber von den Bundesländern nicht erfüllt.
Wer zahlt die Kosten des Nachhilfeunterrichtes, wenn wir von Niedersachsen nach Sachsen ziehen.
Warum riskiert ein Schüler bei Umzug von Bremen oder Niedersaxchsen nach Sachsen oder Bayer, daß er durch wesentlich höhere Leistungsanforderungen schulisch absolut einbricht. Verstößt dies nicht gegen Freiheit und Gleichheit?
Was passiert, wenn ein großer Teil der Länder, wie in der Bildungspolitik nachgewiesen, ihrer Verantwortung nicht nachkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Jens Kutschmann
Sehr geehrter Herr Kutschmann,
die Durchschnittswerte im Rahmen der Studien in den unterschiedlichen Bundesländern fallen verschieden aus, das ist belegt. Sowohl in Niedersachsen als auch in Sachsen gibt es unterschiedlich starke und schwache Schulen, die die Schüler eher gut oder eher schlecht fördern. An dieser Stelle möchte ich gerne darauf hinweisen, dass Niedersachsen im Bereich der naturwissenschaftlichen Kompetenz (Schwerpunktsetzung der letzten PISA-Studie) Werte deutlich über dem OECD-Durchschnitt aufweist. Zudem hat sich Niedersachsen in den PISA-Vergleichen der letzten Jahre stetig verbessert. Diese Studien berücksichtigen allerdings nicht, dass sich die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schulen innerhalb der Bundesländer unterscheidet.
Wir müssen es meiner Meinung nach erreichen, nationale Bildungsstandards auf der Bundesebene zu etablieren. Die Länder ihrerseits organisieren dann die Kontrolle dieser Standards, sie sichern das Bestandsangebot. Die Schulen wiederum entwickeln eigenständige Wege, um diese Standards zu erfüllen und lassen sich von ihrem jeweiligen Land hierin evaluieren. Aufgrund der föderalen Struktur in Deutschland stehen die Länder folglich in der Konkurrenz um den ersten Platz in Deutschland.
Ziel muss es sein, die Eigenständigkeit der Schulen zu stärken und eine Förderung jedes einzelnen Schülers zu ermöglichen. Mehr Autonomie für die Schulen, das ist der Schlüssel, um auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler, der Region etc. reagieren zu können. Die Bildungsautonomie liegt bei den Ländern und die Länder sind gegenüber ihrer Bevölkerung verantwortlich. Wenn die Landesregierung ihren Aufgaben in der Bildungspolitik nicht nachkommen sollte, dann werden dies die Wähler in der Regel ahnden und diese Regierung nicht wählen.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Canel