Wie politisch dürfen Lehrkräfte sein?
Sehr geehrte Frau Schendel, wie stehen Sie dazu?
Wie bewältigen Sie den "Spagat" zwischen Studienrätin & Abgeordnete?
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/306955/wie-politisch-duerfen-lehrkraefte-sein/
Quelle CC BY-NC-ND 3.0 DE Michael Wrase Professor für Öffentliches Recht
Gerade in Zeiten, in der die Demokratie massiv von rechts bedroht und angegriffen wird, ist politische Bildung enorm wichtig. Lehrkräfte müssen für Menschenrechtsbildung und gegen menschenverachtende wie rassistische und sexistische Tendenzen eintreten um dem staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag im Sinne von Artikel 7 Absatz 1 des Grundgesetzes nachkommen.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass sich Lehrkräfte und Pädagog*innen gerade mit Blick auf die Gefährdung von Demokratie und Menschenrechten nicht politisch indifferent verhalten, sondern sich mit verstärkter Aufmerksamkeit der politischen Bildung und Demokratieerziehung widmen.
Vermeintlich strikte Neutralität einer Lehrkraft kann für die Vermittlung einer aktiven Teilhabe an Politik und Demokratie eine gegenteilige Wirkung haben, denn kein Mensch ist vollkommen neutral und Schüler*innen sollen ermutigt werden, aktiv der Demokratie mitzuwirken (s.o.). Erwarten wir diese aktive Teilhabe, benötigt es dafür auch Vorbilder und Beispiele. Daher sollte es im Sinne der politischen Bildung sein, dass Lehrkräfte einen Diskurs anregen und, wenn angebracht, auch – und bei klarer Kennzeichnung dieser - ihre eigene Meinung einbringen. Dabei gilt das Überwältigungsverbot und die Repräsentation verschiedener Diskussionsstandpunkte so, wie sie in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
Abschließend halte ich es gerade bei politisch aktiven Lehrkräften für umsichtiger im Sinne der Transparenz, die eigene politische Zugehörigkeit kenntlich zu machen, um Schüler*innen die Möglichkeit zu bieten, die Positionen der Lehrkraft einordnen zu können (statt sie fälschlicherweise als „neutral“ und „allgemein gültig“ zu verstehen) und ihre eigene Meinung ggf. auch in Abgrenzung zu bilden.