Wie soll Eigenverantwortung bei SARS-CoV-2 funktionieren, wenn Masken als Placebo gelten, Impfungen nur schwere Verläufe verhindern und Eltern beschuldigt werden, ihre Kinder mit Masken zu gefährden?
ich wende mich an Sie mit der Frage, wie eigenverantwortliches Handeln in der endemischen SARS-CoV-2-Pandemie gestaltet werden kann, wenn das Tragen von Masken in Kindergärten und Schulen in Niedersachsen als Placebo-Maßnahme bezeichnet wird. Dies widerspricht dem wissenschaftlichen Stand, der Masken weiterhin als wirksamen Schutz gegen ein über Aerosole übertragbares Virus sieht. Impfungen schützen zwar vor schweren Verläufen, bieten aber keinen vollständigen Schutz vor Long COVID.
Wie soll unter diesen Umständen eigenverantwortliches Handeln gelingen, wenn die gesellschaftliche Meinung COVID-19 oft verharmlost? Kinder tragen das Virus häufig in die Haushalte, was zu einer dauerhaften Belastung wird. Warum wird das Tragen einer Maske als problematisch betrachtet, obwohl wir andere Schutzmaßnahmen, wie das Tragen eines Helms, selbstverständlich akzeptieren?
Ich danke Ihnen für Ihre Einschätzung.
Sehr geehrte Marina S.,
das Thema „Eigenverantwortung“ gilt wohl zu Recht als „ein weites Feld“ und kann von der Politik leider nicht durch ein Rezept verordnet werden.
So bleibt uns Politiker*innen, Medien, Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Zivilgesellschaft nur, intensiv und immer wieder an die Verantwortung jedes Einzelnen für den Gesundheitsschutz in der Gesellschaft, insbesondere bei Kindern, zu appellieren. So wie Sie es jetzt an dieser Stelle bei Abgeordnetenwatch auch getan haben. (Und leider ist das Tragen eines Fahrradhelms ja auch noch nicht selbstverständlich, was ich persönlich sehr bedauere …)
Denn Sie haben natürlich völlig Recht: Das Tragen von Masken in Kindergärten und Schulen ist ein wirksamer Schutz gegen das über Aerosole übertragbare Corona-Virus und definitiv kein „Placebo“ – diese Position teile ich, und ist auch Konsens in meiner grünen Landtagsfraktion und in der Niedersächsischen Landesregierung.
Der Schutz vulnerabler Risikogruppen ist wichtig, konkret: Kinder treffen ihre Großeltern oder chronisch erkrankte Geschwister. Vielleicht ist der Gedanke „Was, wenn das meine Oma oder mein Sohn ist?“ einer, der zu mehr Eigenverantwortung motiviert. Denn Sie schreiben es ja: „Impfungen schützen zwar vor schweren Verläufen, bieten aber keinen vollständigen Schutz vor Long COVID.“
Als Sozialpolitikerin liegt mir natürlich besonders am Herzen, solidarisch mit Menschen zu sein, die stärker gefährdet sind. Das heißt konkret, sich den möglichen COVID-19-Risiken bewusst zu sein und präventiv zu handeln – und somit einen wertvollen Beitrag zu leisten, die Belastung für seine Mitmenschen zu minimieren.
Gesundheit ist ein hohes Gut, das es zu schützen gilt. Für diesen gesellschaftlichen Konsens setze ich mich ein!
Herzliche Grüße
Swantje Schendel