Sehr geehrte Frau Schulze, ich habe eine Frage zu einem Leitartikel des RDN.
auf der Seite des RND war zum Thema "Grüne Atomkraft? Die Kernenergie spaltet Europa" zu lesen, das die EU die Atommeiler als grüne Technologie einstufen will. Sie werden laut RND mit folgenden Worten zitiert:"Ein Zurück zur Atomkraft sei eine Scheinlösung: Wir setzen uns dafür ein, dass die Atomenergie nicht als nachhaltig eingestuft wird." Frage hierzu: Wäre die Bundesregierung nicht gut beraten, die Haltung zur Kernkraft neu zu überdenken, da viele Länder es anders sehen (siehe Quelle Tagesschau) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/atomkraft-iaea-prognose-2050-101.html und zweitens die Kernkrafttechnologie weiterentwickelt werden kann. Wie bewerten Sie den Dual Fluid Reaktor, der u.a. radioaktive Abfälle wiedeverwerten kann und eine Kernschmelze aus physikalischen Gründen ausgeschlossen ist? (siehe Quelle: Welt) https://www.welt.de/debatte/kommentare/article214881970/Energie-Warum-wird-dieser-Wunder-Reaktor-nicht-schon-laengst-geb Mfg Stephan L.
Sehr geehrter Herr L.,
für Ihre Nachricht danke ich Ihnen – und kann Ihre Fragen angesichts der aktuellen Debatten über Wege zur Erreichung der Pariser Klimaziele gut nachvollziehen.
Ja, die Bundesregierung hält Atomenergie nicht für nachhaltig und für diese Position setze ich mich weiterhin mit Nachdruck auf allen Ebenen ein. Auch angesichts der Dringlichkeit von schnellerem und engagierterem Handeln der internationalen Staatengemeinschaft gegen den Klimawandel sind die Nachteile von Atomenergie gegenüber der Alternative eines schnellen Ausbaus von Erneuerbaren Energien gegenwärtig aus meiner Sicht überdeutlich: Die Risiken der Nutzung und das Problem mit dem Atommüll sind weltweit ungelöst. Auch wäre der umfangreiche Ausbau der Atomkraft zum jetzigen Zeitpunkt sowieso zu langwierig - man benötigt bis zu 20 Jahre, um ein neues Atomkraftwerk zu bauen. So viel Zeit haben wir nicht mehr. Und von den hohen Kosten muss man auch sprechen: Während Atomkraft eine – schon aufgrund der Sicherheitsanforderungen und der Entsorgungsproblematik – absehbar sehr teure Energiequelle bleiben wird, werden Erneuerbare Energien in den nächsten Jahren immer günstiger werden und sind dabei vollständig CO2-neutral.
Natürlich wird auch im Bereich der Atomenergie weltweit weiter geforscht. Sie verweisen auf Presseberichterstattung zu Forschung an Thoriumkraftwerken. Auch solche Reaktoren sind jedoch nach gegenwärtigem Stand nicht frei von den oben genannten Nachteilen und Problemen, wie u.a. eine Studie des Öko-Instituts von 2017 („Neue Reaktorkonzepte“) unterstreicht. Und gerade auch hier scheint der Zeitfaktor ein sehr gewichtiger zu sein.
In der Gesamtabwägung ist für mich deshalb klar: Beim Klimaschutz sollten wir uns nicht auf Atomkraft verlassen. Die Lösung zum Erreichen unserer weltweiten Klimaziele sind Erneuerbare Energien. Mit ihnen haben wir eine sichere und nachhaltige Alternative. Dafür werde ich mich weiterhin mit ganzer Kraft einsetzen, unter anderem in den nun laufenden Koalitionsverhandlungen.
Mit freundlichen Grüßen
Svenja Schulze