Frage an Sven Diedrich von Bettina H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Erhalt des soziokulturellen Hausprojekts Brunnenstr.183 mit dem „Umsonstladen“
In Ihrem Wahlkreis besteht seit 1995 das Wohn- und Sozialprojekt Brunnenstr.183 mit dem „Umsonstladen“. Im Haus lebt zur Zeit eine bunte multiethnische Gruppe mit 25 BewohnerInnen im Alter von 20 bis 80 Jahren. Das Projekt umfasst einen Veranstaltungsraum mit Volksküche, einen Proberaum und mehrere Ateliers und Werkstätten. Die Hausgemeinschaft organisiert diverse nichtkommerzielle Veranstaltungen.
Den „Umsonstladen“ gibt es seit bald 5 Jahren. Ein Kollektiv betreibt den Laden aus persönlichem Engagement als Alternative zur kapitalistischen Warengesellschaft. Die Nutzung des Ladens und der Dinge ist kostenlos. Menschen trennen sich von gut erhaltenen Dingen, die sie nicht mehr brauchen, andere schauen, was sie brauchen können. Jede Woche wird der Laden von mehreren 100 Menschen aus allen Teilen Berlins genutzt. Der „Umsonstladen“ ist Umweltpreisträger des Bezirks Mitte.
Die 25 Bewohner/innen und der „Umsonstladen“ sind derzeit durch die Pläne des neuen Hauseigentümers in ihrer Existenz bedroht. Dieser beabsichtigt eine Sanierung des Gebäudes, welche in keiner Weise auf die Bewohnerschaft Rücksicht nimmt und das weitere Bestehen des „Umsonstladens“ ausschließt.
Werden Sie sich für den Erhalt des soziokulturellen Hausprojekts Brunnenstr.183 mit dem „Umsonstladen“ einsetzen ?
Sehr geehrte Frau Hammerstaedt,
vielen Dank für Ihre Anfrage die ich gerne beantworte und als Gelegenheit nutzen möchte, Ihnen persönlich und Ihrem Projekt meine volle Solidarität kund zu tun.
Ich kenne den Umsonstladen seit vielen Jahren, war einige Male drin. Als Mieterberater und Sozialplaner im Sanierungsgebiet Rosenthaler Vorstadt gehörte es viele Jahre zu meinen Aufgaben, an der Umsetzung der sozialen Sanierungsziele mitzuwirken. Hauptsächlich ging es dabei um den Schutz der Bevölkerung vor Verdrängung infolge von Modernisierungsmaßnahmen.
Dieses Anliegen gehört auch zu den wichtigsten, die ich seit über 10 Jahren in der Bezirksverordnetenversammlung in Mitte vertrete wenn es darum geht, den Bezirk Mitte als Wohnort für alle Bevölkerungsgruppen zu erhalten.
Die Rahmenbedingungen hierfür sind in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden, u. a. durch den Wegfall der Mietobergrenzen aber auch durch ein nur halbherzig agierendes Bezirksamt. Die Umsetzung einst beschlossener sozialer Sanierungsziele gehörte in den letzten 5 Jahren offenbar nicht zu den wichtigen Aufgaben der zuständigen Stadträtin Dubrau (Bündnis 90 / die Grünen). In der Abwägung mit städtebaulichen Sanierungszielen hatten die sozialen Sanierungsziele bei Dubrau kaum eine Chance.
Die Pressemeldungen der letzten Tage werde ich zum Anlass nehmen, um in der nächsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 31.08.06 die Vertreter des Bezirksamtes zu deren Haltung zum Projekt und den Unterstützungsmöglichkeiten zu befragen. Je nach Antwort werde ich entscheiden, welche Initiativen in der BVV erforderlich sind. Ich würde mich im Vorfeld gerne mit Ihnen darüber abstimmen. Die Anfragen und Antworten werde ich Ihnen auf Wunsch gerne zusenden.
Auf der bezirklichen Ebene wird man in den nächsten Jahren einiges tun müssen, um Projekte wie die in der Brunnenstraße 183 erfolgreich zu schützen.
Sie können sich sicher sein, in den Abgeordneten der Linkspartei verlässliche Unterstützer zu haben.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Freunden und Kollegen 100% Erolg im Kampf gegen existenzbedrohende, egoistische Spekulanten.
Mit den besten Grüßen und Wünschen Ihr Sven Diedrich