Wie gedenken Sie angesichts des wenig überraschenden erneuten "PISA-Schocks" in Sachsen-Anhalt zu reagieren?
Sehr geehrter Herr Stehli,
auch wenn Deutschland möglicherweise im PISA-Test besser abgeschnitten hat als Frankreich, so ist das Ergebnis dennoch niederschmetternd. Absehbar erscheint dabei, dass das sachsen-anhaltinische Bildungssystem den bundesdeutschen Schnitt womöglich sogar noch nach unten gezogen haben könnte und wir uns hier somit mit einem noch schlechteren Bildungsniveau zufrieden geben. Welche Vorschläge für Gegenmaßnahmen möchten Sie der Ministerin mit unseren hinlänglich als bescheiden geltenden finanziellen Mitteln auf den Weg mitgeben?
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die jüngste PISA-Studie belegt einen messbaren Leistungsabfall an deutschen Schulen. Vor diesem Hintergrund hat die CDU-Landtagsfraktion am 12.12.2023 eine Landtagsdebatte zur Bildungspolitik beantragt.
Für eine ehrliche Problemanalyse sind aus unserer Sicht zwei Aspekte entscheidend. Einerseits haben die wochenlangen Schulschließungen infolge der Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen - diese Erklärung ist singulär gesehen jedoch zu einfach, um die Gesamtentwicklung zu erklären. Zum anderen ist die signifikante Zunahme von Schülern ohne Deutschkenntnisse nur schwer in den Unterrichtsalltag zu integrieren. Kenntnisse der deutschen Sprache sind unerlässlich für alle Fächer, nicht nur für das Fach Deutsch.
Die CDU-Landtagsfraktion hat, da ein Leistungsabfall aus oben genannten Gründen absehbar war, bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorgeschlagen und umgesetzt:
- Auf unsere Initiative hin wurde die Schullaufbahnempfehlung gestärkt. Individuelles Wissen nach Schulform – auf die Schüler und ihre Leistungsfähigkeit zugeschnitten, wird somit gefördert. Die unbedachte Durchmischung von Schülern aller Leistungsklassen wirft am Ende alle zurück. Eine Gleichmachung von oben funktioniert in der Praxis nicht.
- Wir haben uns für das duale Lehramtsstudium und den Ausbau der Lehramtskapazitäten an der Otto-von-Guericke-Universität stark gemacht, um dem Lehrermangel entschieden entgegenzutreten.
- Mit dem Modellprojekt „Kooperation Schule-Hort“ versuchen wir den Schüleralltag als „Einheit“ zu denken.
- Die Ausweitung des Ganztagsangebotes an Schulen
- Die Aufstockung der Finanzierung der Schulsozialarbeit um weitere zehn Prozent entlastet die Kommunen und flankiert das Lehrpersonal in ihrer alltäglichen Arbeit.
Für die Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt sind insofern viele Voraussetzungen für Lernerfolge gegeben und es gibt auch positive Entwicklungen und Lehren aus der Pandemie – sei es beim Anschluss der Schulen an schnelles Internet (Sachsen-Anhalt befindet sich auf Platz 2 im Ländervergleich) oder dem Umgang mit digitalen Lern- und Lehrmitteln.
Weitere Verbesserungen, die uns Spitzenreiter der aktuellen Pisa-Studie voraushaben, befinden sich aktuell in der Diskussion:
- Eine verstärkte Fokussierung auf die Hauptfächer/MINT-Fächer
- Die Förderung der Rückkehr zu einem Leistungsgedanken, schulisch, in den Elternhäusern aber auch Gesamtgesellschaftlich – Wir entwickeln uns in eine Richtung, in der die Schule mittlerweile die Erziehung und das häusliches lernen ersetzen. Dies ist allumfassend jedoch nicht leistbar. Wir brauchen wieder eine Fokussierung auf die Eigenverantwortung der Eltern und eine intrinsische Motivation zum Lernen aus unserer Gesellschaft
- Eine Stärkung der Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler
- Einführung der verbindlichen Vorschule
Mit freundlichen Grüßen
Stephen Gerhard Stehli MdL