Frage an Stephanie Otto von Dieter B. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Otto,
mit großer Irritation verfolge ich seit geraumer Zeit die zunehmenden Schwierigkeiten der lebensmittelproduzierenden Unternehmen bzw. der Landwirte, auf der Basis ihrer Investitionen und ihrer täglichen Arbeit ein entsprechendes Auskommen zu erzielen. Aufgrund eines in der letzten Woche ausgestrahlten Berichtes im ZDF ( 37 Grad Titel: 200 Kühe inklusive) möchte ich es einmal an dem Beispiel der Michbaueren festmachen, die für ein sehr hochwertiges Lebensmittel nur noch Ramschpreise erzielen können und damit nicht mehr ihre Höfe bzw. Betriebe sichern können.
Meine E-Mail habe ich bewusst in die Kategorie Wirtschaft eingeordnet, da die Landwirte von heute m.E. Unternehmer sind.
Was tun Sie im Falle ihrer Wahl dafür, dass die Landwirte als Unternehmer mit ihren Betrieben auf einer stabilen Plannugsgrundlage wirtschaften bzw. investieren können und einen fairen ROI (Return on Invest) für eine qualitativ sehr hochwertiges Produkt bekommen, also genau so wie ein mittelständiger Unternehmer der Werkzeuge oder Maschinen produziert?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Büttenbender
Lieber Herr Büttenbender,
vielen Dank für Ihre Frage.
Bezugnehmend auf den von Ihnen angesprochenen Bericht im ZDF(37 Grad Titel: 200 Kühe inklusive) möchte ich als erstes bemerken, dass ich es für unerlässlich halte, dass Vorhaben wie das dieser Familie, eine Biogasanlage zu bauen, noch viel mehr unterstützt werden müssen. In dem Bericht auch angesprochene mögliche staatliche Bonuszahlungen müssen ausgebaut werden und darüber hinaus müssen bürokratische Hürden abgebaut werden. Solche Ideen und Initiativen lohnen sich nämlich nicht nur wirtschaftlich, sondern im Besonderen auch ökologisch. In der Landwirtschaft müssen Umwelt schonende Produktionsverfahren belohnt werden, egal ob es sich dabei um Lebensmittelproduktion oder - wie in dem gezeigten Beispiel – um Stromproduktion handelt. Solche Investitionen sind notwendig und nachhaltig und müssen unterstützt werden.
Des Weiteren muss für Landwirte/innen auch grundsätzlich wieder die Möglichkeit geschaffen werden, kostendeckend produzieren zu können. In diesem Fall müssen wir in hohem Maße gemeinsam als Europäische Union handeln. Wir müssen uns an dem Europäischen Absatz unserer Lebensmittel orientieren und dementsprechende Überproduktion, die den Preis drückt, verhindern. Ich möchte Ihnen das am Beispiel der Milchproduktion gerne genauer erläutern. So gibt es eine Milchquote, die reguliert, wie viel Milch ein Landwirt/in produzieren darf. Ich halte es für falsch, diese, so wie es momentan im Gespräch ist, bis 2015 abzuschaffen. Allenfalls an einer Anpassung der Milchquote müssen wir gemeinsam als Europäische Union arbeiten. Wir in Deutschland können jedoch versuchen, zum Beispiel durch die Erhöhung des für die Milchquote relevanten Umrechnungsfaktors ( Kilogramm/Liter) auf 1,03, kleinere Betriebe stärker zu unterstützen und so die Gesamtmenge der in Deutschland produzierten Milch beschränken.
Ich persönlich halte es jedoch auch für sinnvoll, den Absatz regionaler Produkte wieder zu stärken. Es muss auch bei den Konsumenten ein neues Bewusstsein für qualitativ hochwertige regionale Erzeugnisse geschaffen werden. Es wäre in diesem Zusammenhang zum Beispiel zu überlegen, ob eine einheitliche Kennzeichnung von Produkten hinsichtlich der Herkunft und Qualität das Konsumenteninteresse und die Bereitschaft der Kunden, mehr für diese Produkte zu bezahlen, gestärkt werden könnte. So begrüße ich zum Beispiel die Initiative zur Marke "Soonahe". Hier müsste von staatlicher Seite, sowohl kommunal als auch vom Bund die örtliche Vermarktung noch mehr unterstützt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Otto