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Stephan Thomae
FDP
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Frage von Robert A. •

Frage an Stephan Thomae von Robert A. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Thomae,
wird sich die FDP im Fall eines Einzuges in den Landtag und einer möglichen Regierungsbeteiligung für die Abschaffung des G8 (achtstufiges Gymnasium) einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Robert Adam

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Adam,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die FDP hat sich nicht generell gegen das G ausgesprochen. In vielen Ländern und Bundesländern wird das Abitur nach der 12. Klasse erworben, ohne daß sich irgendjemand daran gestoßen oder eingewandt hätte, nach 12 Schuljahren könne man noch nicht hochschulreif sein. Die Kritik an der bayerischen "Lösung" ist eine zweifache:

(1) Die Zuordnung der Schüler auf Hauptschule, Realschule und Gymnasium schon nach der vierten Grundschulklasse im Alter von in der Regel 10 Jahren wird nach ziemlich einhelliger Auffassung der meisten namhaften Entwicklungspsychologen zu früh vorgenommen. Psychologen und Pädagogen empfehlen eine gemeinsame sechsjährige Grund- oder Primarschule und den Übertritt auf weiterführende Schulformen nach der sechsten Klasse im Alter von üblicherweise zwölf Jahren. Auf einem im übrigen sehr kontroversen, aber niveauvollen Bildungsparteitag 2005 mit dem Motto "Vorsprung durch Bildung" hat sich die FDP Bayern dem angeschlossen. Die sechsjährige Primarstufe ist seither Beschlußlage der FDP Bayern.

(2) Das achtjährige Gymnasium ist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Hals über Kopf ohne Sinn und Verstand eingeführt worden, ohne die teilweise negativen Erfahrungen an vier Versuchsschulen in Bayern einzubeziehen, zu analysieren und zu hinterfragen, was bei einer flächendeckenden Einführung anders gemacht werden müsse als an den Versuchsschulen. Die überstürzte Art der Einführung, um nicht zu sagen Verordnung des G 8 hat - leider - bewirkt, daß sogar die früher grundsätzlichen Befürworter des achtjährigen Gymnasiums heute Gegner desselben sind. Entscheidend für die Qualität einer Schulform ist nicht deren Dauer - sonst wäre nach dieser Logik ja auch ein zehnjähriges Gymnasium noch besser als ein neunjähriges - sondern Organisation der Schule, Lerninhalte und Lernmethoden. Darüber ist, ich will nicht sagen: gar nicht, aber doch viel zu wenig diskutiert worden. Und hier setzt die zweite Kritik der FDP an. Die FDP Bayern veranstaltet jedes Jahr in Starnberg einen Bildungstag mit Praktikern aus Schule und Hochschule, Experten aus der Wissenschaft, Teilnehmern aus Wirtschaft und Politik, um genau solche Fragen zu diskutieren. Diese Tradition etwas würde die FDP künftig gerne nicht mehr nur mit den beschränkten Bordmitteln einer außerparlamentarischen Opposition, sondern mit den Möglichkeiten einer Landtagsfraktion fortsetzen und dabei auch den Blick über den weiß-blauen Tellerrand hinauswerfen und die Erfahrungen anderer Bundesländern, unserer europäischen Nachbarländern, und vielleicht auch insgesamt der entwickelten Länder einbeziehen.

Erlauben Sie mir, als Fazit der Liberalen festzuhalten: Das G 8 birgt, wie so vieles im Leben, Chancen und Risiken zugleich. Die Dauer der Schuljahre ist nicht das allein entscheidende. Mit einer Rückkehr zum alten G 9 wird nicht automatisch alles wieder so gut und so schön wie es vielleicht einmal war. Denn: war es das wirklich? Bedurfte nicht auch das alte G 9 dringend einer Revision in Lerninhalten und Lernmethoden? Nicht unbedingt im Sinne einer Radikalreform, aber doch einer beständigen Anpassung an die Rahmenbedingungen einer sich im übrigen immer schneller verändernden Welt. Bei den Anstrengungen, das Gymnasium zeitgemäß zu machen, würde ich den Blick gerne über die Frage nach deren Dauer heben und auf Inhalte und Methoden lenken. Die Verkürzung des Gymnasiums - zusammen mit dem von der FDP auf Bundesebene geforderten Aussetzung des Wehrdienstes - bietet darüberhinaus jungen Menschen auch die Chance, die dadurch gewonnene Zeit anderweitig zu investieren, beispielsweise in Auslandsjahre, die ich heute beinahe für obligatorisch halte.

Ich hoffe, Ihre Frage damit beantwortet zu haben, auch wenn die Frage zweifellos anders ausgefallen ist, also Sie es erwartet haben werden.

Weitere Informationen finden Sie u. a. auf meiner Homepage
http://www.stephan-thomae.de

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Stephan Thomae
Landtagskandidat

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