Frage an Stephan Thomae von Karl M. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Thomae,
als treuer Wähler und Fan Ihrer/unserer Partei bitte ich Sie um Ihre Stellungnahme zum Thema Legalisierung von Cannabis-Produkten.
Sie werden verstehen, dass ich diese Frage anonym stellen muß, da unser Staat uns (Millionen!) Hanffreunden den Spaß verdirbt, der den Biergartenbesuchern nicht verwehrt ist.
Wer gibt dem Staat das Recht, Menschen vorzugeben, wie sie ihre Freizeit gestalten und dabei niemandem - im Gegensatz zu Alkohol - schaden? (ich verweise auf das baldige, legale Massenbesäufnis in München)
Ich freue mich auf Ihre freiheitliche Meinung!
Karl Müller
P.S. ich bin übrigens nicht einer der Schmarotzer aus dem Hofgarten, sondern ein rechtschaffener Geschäftsmann, der seinen Pflichten trotz dem Genuß von Gras sehr gut nachkommen kann!
Sehr geehrter Herr Müller,
zunächst vielen Dank für Ihre e-mail vom 17.9. Bitte haben Sie Verständnis, daß ich sie nicht mehr fristgerecht beantworten konnte, aber Ihre Frage ist ja über die Wahl hinaus von Interesse. Deshalb - und auch weil ich der Meinung bin, daß es sich einfach gehört, Fragen zu beantworten - komme ich nun mit etwas Verspätung darauf zurück und hoffe, daß die Kandidatenwatch-Plattform auch verspätete Antworten noch bearbeitet.
Als Liberaler stehe ich dazu, jedem seinen Lebensentwurf zu lassen. Liberalismus verstehe ich nicht als Weltanschauung (also als etwas Allgemeinverbindliches), sondern als Lebensentwurf (also genau das Gegenteil davon). Während meiner Hochschulzeit bin ich deshalb auch für die - vorsichtige - Legalisierung jedenfalls mancher Drogen eingetreten, und zwar genau aus der Überlegung heraus, die Sie formulieren: Solange die Rechte anderer nicht beeinträchtigt werden, ist es nicht Aufgabe des Staates, bestimmte Lebensformen zu verbieten oder sich in persönliche Entscheidungen einzumischen.
Ich gebe aber offen zu, daß ich, seit ich Vater zweier kleiner Kinder bin, von dieser Position abgerückt bin und jetzt die Auffassung vertrete, daß die Unrechtskennzeichnung des Drogenmißbrauchs bleiben soll. Mit der momentan von der Rechtsprechung praktizierten Lösung, den Besitz geringer Mengen zum Eigenkonsum straffrei zu lassen, kann man meines Erachtens leben, auch wenn ich zugebe, daß diese Praxis nichts Halbes und nichts Ganzes ist.
Dies war meine persönliche Meinung.
Zur Beschlußlage in der FDP: Soweit mir bekannt gibt es, jedenfalls auf Bundesebene, keinen Beschluß eines Bundesparteitages zur Freigabe von Drogen.. Ob einzelne Landes-, Bezirks- oder Kreisverbände oder die Jungen Liberalen hierzu Beschlüsse gefaßt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Man kann sich aber gut vorstellen, daß es bei der FDP bereits Vorstöße dorthin gegeben hat. Zu einem Beschluß auf Bundesparteitagsebene kam es aber, wie gesagt, meines Wissens nie.
Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort gedient zu haben und hoffe, sie kommt bei Ihnen noch an.
Falls Sie weitergehendes Interesse an der FDP haben, evtl. auch an einer Mitgliedschaft, würde ich mich freuen, wenn Sie sich wieder melden würden.
Mit freundlichen Grüßen
FDP Kreisverband Kempten
Stephan Thomae
stv. Kreisvorsitzender