Frage an Stephan Schilling von Rainer R. bezüglich Bildung und Erziehung
Die GJ fordert :
1.Abschaffung der Noten
2.Abschaffung des Sitzenbleibens
3.Abschaffung der Typentrennung (Sonderschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien) und zusammenlegen aller Schüler unterschiedlichen Leistungsniveaus in eine Klasse.
4.Individuelle Förderung,sowie Selbstgestaltung einzelner Schüler.
5.Einführung von Ganztagsschulen.
Zu 1. Die GJ begründet diese Forderung damit, dass die Noten nicht die Leistung, sondern die individuelle Bewertung wiedergeben würden.
Ich bin der Meinung, dass die Durchsetzung dieser Maßnahme fatal wäre. Diese verführt zur Faulheit.
Wie sollen die Schüler zum Lernen motiviert werden? Welchen Maßnahmen zu Erziehung der Schüler sollen eingeführt werden? Wie soll ein Schüler sich selbst einschätzen wo er hierzu eigentlich noch nicht befähigt sein dürfte?
Was ist Ihr Standpunkt zur Einführung von Kopfnoten?
zu 2. Wie sollen die Defizite der Schüler in ihren Problemfächern sonst beseitigt werden? Meiner Meinung nach ist dies nur durch "Spezialunterricht" in kleinen Gruppen möglich. Die Mittel hierfür hat aber der Staat nicht.
Wie ist ihre Meinung hierzu?
zu 3. Auch diese Maßnahme halte ich für fatal.
Die Leistungdifferenzen sind so massiv, dass ein effektiver Untericht nicht mehr möglich wäre, da die einen massiv über- und die anderen massiv unterfordert wären. Wie soll hier eine effektiver Unterricht möglich sein?
Meiner Meinung nach ist es besser Gesamtschulen einzuführen, in denen Klassen aller hier genannt Schultypen untergebracht sind mit der Möglichkeit, dieser Schüler wechseln zu können, einzuführen.
Wie sehen sie das?
zu 4. Meiner Meinung nach muss ein Pflichtunterricht erhalten bleiben. Über diesen hinaus können Komponenten zur individuellen Gestaltung und Förderung eingeführt werden.
Wie ist Ihr Standpunkt hierzu?
zu 5. Welchen Vorteil bringen Ganztagsschulen gegenüber den bisherigen?
Sehr geehrter Herr Ruprecht,
dass deutsche Bildungssystem ist im internationalen Vergleich ineffizient und sozial ungerecht - in keinem anderen Land hängt das Ergebnis der Bildungskarriere so stark vom sozialen Status der Eltern ab, wie in Deutschland. Dies wiederspricht eklatant dem Prinzip der Chancengleichheit und verspielt die Chancen von Millionen Kindern.
Nötig sind deshalb mehr Geld für Bildung, um mehr LehrerInnen einstellen zu können und Schulen statt zu baufälligen Barracken verkommen zu lassen zu Orten des Lernens und Lebens zu machen. Wir Grüne haben deshalb vorgeschlagen, die Eigenheimzulage zu streichen und dieses Geld stattdessen für Bildung zu verwenden - leider haben Union und FDP dies im Bundesrat blockiert. Zudem wollen wir die Erbschaftssteuer reformieren und anheben und auch diese Mehreinnahmen für Bildung zur Verfügung stellen. Schließlich wollen wir mit einem Investitionsprogramm des Bundes, den Kommunen Geld zur Sanierung der Schulen zur Verfügung stellen.
Mehr Geld alleine reicht jedoch nicht, es sind auch grundlegende Änderungen innerhalb der Schulen notwendig. Hier möchte ich nun zur ihren Kritikpunkten Stellung nehmen:
I. Abschaffung der Noten
Keineswegs geht es der GRÜNEN JUGEND und den Grünen um die Abschaffung jeglicher Bewertung. Nur sollte dies nicht in der demotivierenden, kategorisierenden Form von Noten geschehen, sondern eher in Form von individuellen Lerntagebüchern, in den Erfolge festgehalten werden, damit die Kindern ihren Spaß am Lernen behalten.
Zugelich wollen wir wie in allen anderen europäischen Ländern üblich nationale Tests - die aber weniger das Können des einzelnen Schülers abfragen, als vielmehr den Erfolg der Schule und der LehrerInnen bei der Förderung ihrer SchülerInnen.
II. Abschaffung des Sitzenbleibens
Studien belegen eindeutig: das Sitzenbleiben schädigt dauerhaft den Bildungsweg der Kinder und demotiviert sie. Da im Rahmen der individuellen Förderung der starre Klassenverband und das Gleichschrittprinzip der deutsche Schule aufgeweicht wird, macht Sitzenbleiben ohnehin keinen Sinn mehr.
III. Abschaffung des selektiven Schulsystems und IV. Individuelle Förderung
Das deutsche Schulsystem basiert auf der Annahmen, dass homogene Lerngruppen bessere Erfolge erzielen - PISA hat jedoch empirisch eher das Gegenteil bewiesen. Heterogene Lerngruppen können sowohl für die Leistungsstarken als auch für die Leistungsschwachen von Vorteil sein - und zwar nicht nur in Bezug auf soziale Kompetenzen, sondern auch in Bezug auf den schulischen Erfolg. Notwendig ist hierzu jedoch ein Ausbau der individuellen Förderung, also kein Unterricht im strammen Gleichschritt des Lernplans, sondern die Ausarbeitung und Umsetzung individueller Lernpläne.
Zudem beendet die Abschaffung der Dreigliedrigkeit die Möglichkeit der LehrerInnen, schwache SchülerInnen einfach abzuschieben, sondern zwingen sie, sich um jedes einzelne Kind zu kümmern.
V. Ganztagsschulen
Alle bildungspolitisch erfolgreichen Ländern haben Ganztagsschulen - auch der deutsche Sonderweg erklärt sich weniger aus der Bildungspolitik, sondern vielmehr aus dem tradierten Familienbild. Ganztagsschulen geben der Schule die Zeit, die sie für eine individuelle Förderung braucht, sie verringern die soziale Selektivität und sie machen Schulen zu Orten des Lebens.
Mit besten Grüßen
Stephan Schilling