Frage an Stephan Rothe von Lutz E. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Rothe,
trifft es nach Ihrer Kenntnis zu, dass im Jugendhaus in Bingen ein ausgebildeter Pädagoge auf der Basis eines 1 €-Beschäftigungsverhältnisses tätig ist.
Falls diese Information korrekt sein sollte, würde es mich interessieren, wie Sie zu einem solchen Beschäftigungsverhältnis stehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Lutz Essler
Sehr geehrter Herr Essler,
vielen Dank für Ihr Interesse an meinen politischen Standpunkten und Ihren wertvollen "sachdienlichen Hinweis". Aufgrund Ihrer Info habe ich Kontakt zum Jugendhaus Bingen aufgenommen. Dort wurde mir bestätigt, dass in der Vergangenheit über mehrere Monate eine solche "Arbeitsgelegenheit" bestand.. Im Moment arbeiten Jugendhaus Bingen keine Akademiker auf Taschengeldbasis. Dass dies so bleibt, dafür stehe ich ein.
Ich lehne die sogenannten Ein-Euro-Jobs wie die sonstigen sozialen Grausamkeiten der Hartz-Gesetze strikt ab. Dem Versuch, durch diese Arbeitsgelegenheiten Lückenbüsser für öffentliche Dienstleistungen zwangszuverpflichten, stelle ich das Konzept eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors entgegen. Denn Arbeit gibt es genug - lediglich die Jobs fehlen.
Den von Ihnen angesprochenen Fall finde ich besonders infam, da hier ein akademisch Ausgebildeter für die Tätigkeiten eingesetzt wird, für die er hochqualifiziert ist. Damit wird seine Qualifikation entwertet. Ist das die Perspektive für Geisteswissenschaftler, dass Ihnen nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Zwangsverpflichtung droht - bei einer Entlohnung an der Armutsgrenze? Von Arbeit muß man leben können - das gilt für Niedrig- und für Hochqualifizierte.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Rothe