Frage an Stephan Pilsinger von Richard W. bezüglich Öffentliche Finanzen, Steuern und Abgaben
Sehr geehrter Herr Pilsinger,
ich bin Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in München. Wir informieren unsere Mandanten fortwährend über die aktuellen Hilfen und Unterstützungen, sind also im Wissen aktuell. Und trotzdem kann ich auf die banale Frage meiner Unternehmens-Mandate "Von was soll ich leben?" kaum sinnvoll antworten.
Ist jemanden unter Ihnen aufgefallen, dass sämtliche Förderungen und Soforthilfen nur für betriebliche Ausgaben gewährt werden, wenn wir über Unternehmer sprechen? Was sollen diese Menschen machen außer Fördermitel-Betrug?
Ich finde es toll, dass die "besondere und unverzichtbare Leistung der Beschäftigten" in der Corona-Krise mit steuer- und sozialversicherungsfreien Boni Anerkennung findet. Aber was ist mit der "besondere und unverzichtbare Leistung der Selbständigen" in diesem Land? Selbst die Soforthilfen zur Zahlung von Betriebsausgaben sind ertragssteuerpflichtige Einnahmen, dass zeigt nicht gerade von Anerkennung.
Im Resultat muss ich derzeit meinen nicht auf Rosen gebetteten Mandanten sagen, dass sie sich bei der KfW mit 3% p.a. (!) verschulden sollen, um Arbeitsplätze zu sichern und mit steuer- und sozialversicherungsfreien Boni auszustatten und selbst bitte Arbeitslosengeld (das dann zumindest nur dem Progressionsvorbehalt unterliegt) beantragen mögen - und bitte keine Anerkennung erwarten sollen, sondern in Dankbarkeit die Maßnahmen bejubeln.
Ich suche nach Gründen, mit denen ich meiner Tochter zu einer Selbständigkeit raten kann. Es fällt mir nichts ein; den Haufen an Verantwortung und Zeiteinsatz bekommt man nicht vergütet - nicht mal mit Anerkennung!
In der Krise zeigen sich die wahren Freunde - die Politik ist es für den Klein- und Solo-Unternehmer nicht.
Sehen Sie sich diese Website an (https://www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/Mittelstand.html) und dann widersprechen Sie mir bitte, wenn ich sage - WIE KURZSICHTIG!
Mit freundlichen Grüßen
Richard Wilhelm