Frage an Stephan Kühn von Felix S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Kuhn!
Im Juli 2013 stellte die ADAC- Motorwelt 5 Fragen an die verkehrspolitischen Sprecher von CDU, SPD, FDP und Grünen. Die 5. Frage lautete:
"5. Umweltfreundliche Mobilität: Wie wollen Sie dafür sorgen, dass der Verkehr zukünftig die Umwelt noch weniger belastet?"
Darauf haben sie geantwortet, dass die beste Antwort gegen steigende Spritpreise sparsame PKW seien. Sie setzten sich für niedrige CO2- Grenzwerte ein, damit die Hersteller den Markt mit Elektro- und Hybridfahrzeugen bereichern. Für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben soll es steuerliche Anreize geben.
Über diese Antwort bin ich sehr erstaunt, wurde doch vom ADAC allgemein nach Mobilität gefragt und nicht nach weniger schädlichen Autoverkehr. Hätte hier nicht die Rangfolge sein müssen:
Verkehr vermeiden.
Verkehr auf den Umweltverbund verlagern auf Fußgängern, Radfahrern und Bus und Bahn.
Förderung besser Autoantriebe und Nutzungsformen (z.B. Carsharing) des PKW. Ebenso wäre ein Satz zum Güterverkehr sinnvoll, der durch seinen Straßenverschleiß und sein Aufkommen ebenfalls die Mobilität im Personenverkehr beeinflusst und durch die Containerlogsitig viel stärker auf die Schiene verlagert werden kann.
Welche Bedeutung haben für sie diese von mir genannten Punkte?
Ist ihnen bewusst, dass beim ÖPNV noch riesige Kapazitäten brach liegen durch stillgelegte Bahntrassen, zu kurze Bahnsteige die längere Züge verhindern, der dem kaum genutzten Einsatz von Busanhängern im Personenverkehr und Möglichkeiten, große Straßenbauinvestitionen mit einem Ausbau von Stadtbahnen zu kombinieren (z.B. könnte über den Neubau der Rheinbrücke für die A 1 eine Strecke der Kölner Verkehrsbetriebe ins Zentrum von Leverkusen geführt werden um eine Lücke mit großen Verkehrspotential im ÖPNV- Netz zu schließen).
Wäre es nicht wichtig gewesen in der ADAC- Motorwelt mit ihrer Millionenauflage auf solche Potentiale für eine ökologische Verkehrspolitik hinzuweisen?
Mit bestem Gruß,
Felix Staratschek
Sehr geehrter Herr Staratschek,
die ADAC-Interviewfragen waren, wenig überraschend, sehr auf den Autoverkehr bezogen und wurden im Nachgang noch einmal verkürzt. Sie haben vollkommen Recht - unsere öffentlichen Verkehrsmittel haben große Potentiale, um mehr Verkehr zu verlagern und damit energieeffizienter um umweltverträglicher abzuwickeln.
Damit dies Realität wird, wollen wir eine ÖPNV- und Bahnoffensive anstoßen, mit dem Ziel, die Fahrgastzahlen und den Anteil am Modal Split innerhalb der nächsten Dekade mindestens zu verdoppeln. Öffentliche Verkehrsmittel werden im Verkehrssystem der Zukunft eine größere Rolle spielen, daher müssen sie leistungsfähiger werden und die Kapazitäten entsprechend angepasst werden. Ihr Hinweis auf die brachliegenden Potentiale reaktivierungswürdiger Eisenbahnstrecken ist vollkommen richtig: Allein in NRW gibt es derzeit 61 Kommunen mit zusammen rund 1,5 Millionen Einwohnern, die keinen Anschluss an das Eisenbahnnetz haben (siehe BAHN-REPORT 4/13).
Wir machen uns daher für eine Bahnpolitik stark, die die in den Mittelpunkt stellt. Wir wollen die Bahn zu einer echten Alternative gegenüber dem Pkw machen. Ein Schwerpunkt dabei ist für uns die schrittweise Einführung eines Deutschland-Takts, mit einem Zielnetz für das Jahr 2050. Die flächendeckende Einführung eines integralen Taktfahrplans bringt für Fahrgäste leicht merkbare Fahrpläne und attraktive Reisezeiten durch garantierte Anschlüsse in den Knoten. Auch für Investitionen in die Infrastruktur ist der Deutschland-Takt die Richtschnur; sie werden so gelenkt, dass sich ein netzweiter Effekt ergibt.
Außerdem möchten wir die Fahrgastrechte stärken und Bahnfahren durch intelligenten Service einfacher machen. Bahnpolitik für Alle bedeutet Barrierefreiheit von Zügen, Bahnhöfen, Informationen, Vertriebswegen und organisatorischen Abläufen. Grüne Bahnpolitik will mehr Investitionen in die Erhaltung sowie in den Neu- und Ausbau zum Abbau von Schienenengpässen fließen lassen. Auf verkehrspolitische Prestigeprojekte, die keinen Nutzen für das Gesamtnetz haben, wollen wir verzichten.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Kühn