Frage an Stephan Kühn von Joachim P. bezüglich Deutsche Einheit / Innerdeutsche Beziehungen (bis 1990)
Lieber Stephan Kühn,
sowohl Bundeskanzler Gerhard Schröder als auch Oskar Lafontaine haben ihr Talent zu krawalligen Auftritten belegt. Gerhard Schröder am 18.09.05 in der sogen. Elefantenrunde der ARD gegenüber Angela Merkel. Oskar Lafontaine 1999 als er krawallartig kopfüberhals aus allen Regierungs-und Parteiämtern entschwand. Oskar Lafontaine zeigte den Mut und das Format, seinen Canossa-Gang gen Osten anzutreten. Gregor Gysi u.a. zeigten Mut und Format anders als der Papst Gregor VII im Jahre 1134 vom Kaiser Heinrich IV von Oskar Lafontaine weder das Büßerhemd noch ein Armutsgelübde abzuverlangen.Gerhard Schröders Auftritt ist juristisch gesehen prekär. Wie wohltuend menschelnt ist da Joschkas sanfter wie unspektakulärer Rücktritt ins Glied von Bündnis 90 / Die Grünen. Oder mimt Joschka Fischer hier den politischen Fuchs, der sich totstellt bzw. den arglosen markiert?, neue gesellschaftliche Lagen bereits in seiner Witterung registriert? Inzwischen überlege ich nämlich, ob diese Auftritte sowohl von Gerhard Schröder als auch von Joschka Fischer nicht psychologisch auf der Höhe unserer wirklichen Problemlage angemessen bzw. die zwei Seiten derselben Medaille sprich Absichten sind? Wollen Gerhard Schröder und Joschka Fischer geschwisterlich eine poltische Bindungskraft auf alle im Bundestag vertretenen Parteien entfalten, wie sie Helmut Kohl in völliger Verkennung der Lage hat vermissen lassen? Will Gerhard Schröder eine Allparteienkoalition anstreben, um binnen 2 Jahren, parteiübergreifend verbindlich Fragen des Aufbau-Ost, Solidarpakt II, Finanzregime zwischen und in Bund, Ländern, Gemeinden, föderativer Strukturen, Selbstauflösungsrecht des Bundestages und neue finanzielle Aufstellung gegenüber der EU zu beantworten?
Frage: Wäre Bündnis 90/Die Grünen bereit, sich an einer solchen Allparteienkoalition-oder allianz gestaltend und verantwortlich zu beteiligen, sei es unter einem Kanzler Schröder oder einer Kanzlerin Merkel? Danke! Herzlich Joachim Petrick
Sehr geehrter Joachim Petrick,
Joschka Fischer hat nach 20 Jahren die "Freiheit gegen die Macht" zurückgetauscht. Das war keine Inszenierung für die Medien, sondern der Wunsch auch wieder "Privatperson" zu sein. Ich glaube, der Zeitpunkt war auch richtig. Wir haben gutes Personal (siehe neue Fraktionsspitze), welches für grüne Ideen aus der Opposition (Gute Opposition regiert mit!) heraus werben wird. Es läuft alles auf eine große Koalition heraus, so dass sich die Diskussion um eine "Allparteienkoalition" erübrigt. Unabhängig von welchen Koalitionsmodellen gesprochen wird, es gilt immer "Inhalt vor Macht".
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Kühn