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Frage von Marco N. •

Wie wird die Gesellschaft patriotischer?

Stephan Hösl MdL
Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr N.,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage, die ich wie folgt beantworten möchte:

Per Definition ist Patriotismus eine „emotionale Verbundenheit mit der eigenen Heimat oder dem Vaterland, häufig in Bezug auf die Nation“. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Patriotismus) Während Nationalstolz in vielen Ländern selbstverständlich ist, tun wir uns in Deutschland damit schwer. Zu groß ist die Angst, missverstanden und in die extremistische rechte Ecke „gerückt“ zu werden. Zu schwer wiegt die Erinnerung an die Zeit, als aus Nationalstolz ein Kreuzzug gegen Juden und andere Völker, Kranke, Behinderte oder Andersdenkende wurde, der Millionen von Menschen das Leben kostete.

Ich möchte daher vor der Beantwortung Ihrer Frage die Unterscheidung zwischen Patriotismus und Nationalismus vornehmen, da diese aus meiner Sicht essenziell ist: 

Patriotismus bezeichnet den Stolz auf die Heimat, auf Land und Leute und beinhaltet auch die Identifikation mit Volk und Land. Grundlegend ist dabei das Verständnis des Heimatlandes als eines unter vielen. Diese Art des „Nationalstolzes“ erachte ich als wichtig, um daraus Ziele und Handlungsweisen für das eigene Land abzuleiten.

Nationalismus richtet den Fokus stärker auf die Überlegenheit der eigenen Nation. Hiervon möchte ich mich ausdrücklich distanzieren. Kein Land ist bedeutender als ein anderes, kein Volk wichtiger als ein anderes. 

Wie kann man nun Patriotismus fördern? Ich denke, im Vordergrund steht das Verständnis für unsere Geschichte und unsere Kultur. Wir müssen uns als Einzelne, aber auch als Land bewusst damit auseinandersetzen. Wo liegen unsere Wurzeln – sowohl kulturell und sprachlich als auch von der geschichtlichen Entwicklung her? Es bedarf einer umfassenden Beleuchtung historischer Ereignisse, die ein ehrliches Bild von großen Errungenschaften genauso wie von Niederlagen und schmachvollem Versagen zeichnet. Erfolge und Fehler der Vergangenheit können dazu beitragen, für die Gegenwart und Zukunft zu lernen. In diesem Zusammenhang heißt Patriotismus für mich, klar zu positiven Errungenschaften zu stehen und sich genau so klar gegen die dunklen Kapitel deutscher Geschichte zu positionieren.

Daneben sind für mich die traditionellen, sogenannten deutschen Werte eine wichtige Komponente. Man sagt, Deutsche seien exakt, pünktlich, fleißig und zielstrebig. Das sind per se gute Eigenschaften, die unser Land durch zahlreiche Krisen getragen haben und die es auch als gesunde und wertvolle Grundlagen unserer Gesellschaft zu benennen gilt.

Politisches Handeln fördert Patriotismus, wenn es deutlich macht, dass die Beziehung von Gesellschaft und Politik nicht „Wir gegen die!“, sondern „Mit- und Füreinander“ heißt. Es fördert Patriotismus, wenn gesellschaftliche Einheit zum Beispiel durch Gleichbehandlung der unterschiedlichen Themen von Stadt und Land oder Ost und West forciert wird. Daraus ließe sich ein „praktischer Patriotismus“ aktivieren, der mich als Bürger meine Möglichkeiten, wie zum Beispiel das freie Wahlrecht wahrnehmen lässt.

Es steht natürlich außer Frage, dass ein Staat kein Wunschautomat ist und nicht jedes individuelle Anliegen umfassend und zufriedenstellend bearbeitet werden kann. Aber gerade deshalb ist Patriotismus immer auch eine Entscheidung. Besonders die Entscheidung, gemeinsam das Beste für unser Land suchen. 

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Hösl
Abgeordneter des Sächsischen Landtags