Frage an Stefanie von Berg von Torsten R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Dr. von Berg,
am vergangenen Dienstag wurden Sie im Hamburger Abendblatt bezüglich der möglichen Offenlegung der Berichte der Schulinspektion zitiert. Demnach halten Sie eine Veröffentlichung von insbesonderen schlechten Ergebnisse für nicht sinnhaft, damit Schulen nicht unter Druck geraten. Mich würde interessieren, ob Sie einer grundsätzlichen freiwilligen Veröffentlichung zustimmen und ob interessierte Eltern, bzw. Elternvertreter Einsicht erhalten dürften. Ich war vor gut einem Jahr stellvertretender Vorsitzender eines Elternrates, einer Hamburger Grundschule. Dort war es nur unter starken Druck möglich als gewählter Vertreter Einblick in einen Schulinspektionsbericht zu erhalten. Dies auch nur mit Voranmeldung im Schulbüro und örtlicher Lesung. Dieses Vorgehen hatte mich sehr beeindruckt, da ich immer dachte, man würde wichtige Informationen für sein Amt auch ohne wochenlange Auseinandersetzungen erhalten, zumindest wenn man aktiv und interessiert mitwirken möchte. Als Elternteil bin ich derzeitig meinen beiden Töchtern verpflichtet, damit sie eine gute Bildung erhalten, ihre Talente entwickeln und in diese Gesellschaft einbringen können. Aufgrund der derzeitigen Schulpflicht habe ich ja noch die Wahl des Schulortes, wenn ich denn wohnlich mobil bin. Wie es in einer Schule strukturell und inhaltlich aussieht erkenne ich häufig nicht sofort, sondern manchmal erst im Umgang mit miteinander. Da es nun um die Zukunft meiner Töchter geht, frage ich mich, warum ich nicht vorher wichtige Informationen zu dieser Schule, auch öffentlich, erhalten sollte? Aus meinen bisherigen Erkenntnissen entstehen aus negativen Inspektionsergebnissen ja auch nicht zwingend Veränderungzwänge. Schulen würden bei einer Veröffentlichung unter Druck geraten. Ja, warum nicht ? Es geht um Zunkunftperspektiven meiner Töchter, der Gesellschaft, gestaltet durch steuerfinanzierte Systeme. Zu manch anderen "Dingen" erhalte ich einfacher umfassende Infos.
Grüße von
T. Radtke
Sehr geehrter Herr Radtke,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Wie Sie sicherlich wissen, sind Zitate in den Printmedien immer stark verkürzt. Es ist schön, dass Sie mir nun die Chance geben, meinen Standpunkt ausführlich zu erläutern.
Zunächst: Ich bin gegen eine hamburgweite Veröffentlichung der ersten Tranche der Schulinspektion. Die Schulinspektion soll jetzt in der ersten Runde den Schulen sozusagen einen Spiegel vorhalten, damit sie ihre Stärken und Schwächen erkennen. Und die Schwächen natürlich gezielt beseitigen - das muss man verlangen dürfen. Ich verstehe aber überhaupt nicht, wenn Schulleitungen das Ergebnis vor der Schulöffentlichkeit verbergen. Ich bin selber auch ER-Vorsitzende - unser Inspektionsergebnis wurde vor der GESAMTEN interessierten Schulöffentlichkeit vorgestellt (Eltern, Lehrkräfte, Kinder).
Ich habe aber nichts gegen eine breite Veröffentlichung der Ergebnisse der zweiten Tranche nach vier Jahren. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das Ranking, wie es bei Hochschulen üblich ist, geeignet ist. Ich weiß, dass die Veröffentlichung der Ergebnisse in den Niederlanden zu einem Steigen bzw. Fallen der Immobilienpreise führt...
Fazit: Die Art der Veröffentlichung der Ergebnisse der zweiten Tranche muss sehr gut überlegt werden. Ich empfinde es dahingegen als populistisch, ein Benchmarking der Ergebnisse in den öffentlichen Ring zu schmeißen.
Ich hoffe, diese Antwort hat Ihnen geholfen. Sonst fragen Sie gerne nach oder schreiben Sie mir direkt eine Mail unter stefanie.vonberg@gal-fraktion.de
Freundliche Grüße,
Stefanie v. Berg