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Stefanie von Berg
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Frage von René M. •

Frage an Stefanie von Berg von René M. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Hamburg nennt sich Umwelthauptstadt. Da passt es für mich nicht, dass Jahr für Jahr mehr Bäume gefällt werden, als neu gepflanzt werden. Selbst wenn genug Neupflanzungen erfolgen würden, ist ein kleiner neu gepflanzter Baum in seinem Wert für die Umwelt mit einem mehrere Jahrzehnte alten Baum nicht zu vergleichen.
Fazit: Hamburgs Umweltqualität "Grün durch Bäume" nimmt seit Jahren ab.

Auch Büsche und vor allem dichtes Buschwerk werden vielerorts weggeschnitten. Gerade dichtes Buschwerk ist für viele Kleintiere, Insekten und Singvögel notwendiger Lebensraum. Sieht dann für manche Menschen wohl ordentlicher aus, wenn es nur noch vereinzelte große Bäume gibt und unter diesen einen kurzgeschorenen Rasen. Die Folge: viele kleine und größere Lebewesen finden kene Nahrung und keinen Unterschlupf mehr..

Ein allgemein zu beobachtender Trend zur wirksamen Verminderung der Umweltqualität Hamburgs ist die "Pflasteritis. Ehemalige Grünflächen werden zugepflastert. Neue Anlagen wie z.B. in der Hafencity bestehen fast nur noch aus Pflasterplatten. So lässt sich eine Fläche sicher leichter sauber halten. Sind die Kosten für
die Müllentfernung also das Hauptkriterium für die Gestaltung unserer Hansestadt?.
Nicht nur unsere natürliche Umwelt wird unnötiger Weise eingeschränkt, auch die Entwicklung unserer Kinder
wird benachteiligt. Denn welchen Bezug bekommen sie zur Natur und damit zum Leben und zu sich selbst, wenn sie z.B. in der Hafencity groß werden, wo ihre Erlebniswelt fast ausschließlich aus Stein, Beton und Glas besteht?
Mit einem anderen Bewusstsein für unser Leben im Zusammenhang mit unserer Umwelt und Natur hätte man leicht kleine lebendige Flecken schaffen oder erhalten können, wie z.B. am Ende des Sandtorhafens.
Dort lief das Hafenbecken schräg nach oben aus, was eine kleine Schilfwildnis entstehen ließ...

Was gedenken Sie unter diesen Gesichtspunkten dafür zu tun, dass Hamburg sich auf den Weg macht, den Titel "Umwelthauptstadt" zu verdienen?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Menges,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Auch ich frage mich täglich, wenn ich in Hamburg unterwegs bin, was wir als Grüne und ich als Mitglied dieser Partei (und hoffentlich auch als zukünftige Bürgerschaftsabgeordnete) zum Status der Umwelthauptstadt beitragen kann. Ihre Frage bezieht sich ja ganz konkret auf einen Teilbereich: Den Erhalt von Bäumen und von Naturflächen.

Zunächst möchte ich ganz kurz darlegen, welche Erfolge die Grünen in Hamburg schon vorweisen können: Die Grünen haben sich dafür eingesetzt, dass nicht nur Beton und Pflaster - so wie von Ihnen beschrieben - geschaffen werden, sondern auch ganz viel Natur ermöglicht wird. So wurden zum Beispiel zwei neue Naturschutzgebiete geschaffen und die mit 40 Millionen Euro ausgestattete Elbe-Stiftung gegründet. Außerdem wurde durch das neue Landesnaturschutzgesetz u.a. dafür gesorgt, dass Uferzonen naturbelassen bleiben, auch im Hafen Naturschutzregeln gelten und 15 Prozent der Landesfläche als Biotopverbund verankert sind. Weiterhin ist der Hafen nicht länger eine naturschutzfreie Zone. Für Eingriffe in die Natur werden auch hier Ausgleichsmaßnahmen fällig. Besonders hochwertige Bereiche, die seit langer Zeit aus der Nutzung genommen sind, müssen auf jeden Fall dauerhaft für die Natur erhalten bleiben. Insbesondere die Peute und die Hohe Schaar zählen dazu. Ich selber werde mich für mehr ökologische „Wildnis“ in großen Parks und in Wohnsiedlungen einsetzen, um auch Kindern in der Stadt zu zeigen, wie Natur auch sein kann (ohne dass sie weite Strecken zurücklegen müssen). Ich bin sehr dafür, auch im Hafen mehr Natur zuzulassen und nicht genutzte Flächen - vielleicht auch nur übergangsweise - sich selbst zu überlassen. Auf nicht genutzten Flächen sollte sich die Natur im Hafen zumindest zeitweise ungestört entwickeln dürfen. Ich setze mich dafür ein, dass die vielen Straßenbäume in Hamburg (230.000) erhalten bleiben und für Nachpflanzungen genügend Geld zur Verfügung gestellt wird. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass die Naturschutzverwaltung auf bezirklicher Ebene gestärkt wird. Um diese Aufgaben wahrzunehmen, müssen die Bezirke wieder eigenständige Naturschutzreferate erhalten.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage hinreichend beantworten.

Freundliche Grüße,
Stefanie v. Berg