Frage an Stefanie Remlinger von Caroline S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Remlinger,
Die Staatliche Europa-Schule Berlin (SESB) ist mit 7000 Schülern die größte Berliner Schule. In 30 Standorten wird zur Hälfte auf Deutsch und zur anderen Hälfte in einer der anderen 9 Sprachen gleichberechtigt von der ersten Klasse bis zum Abitur von Muttersprachlern unterrichtet. Als Schulversuch 1992 gestartet ist sie seit 2012 als Schule mit besonderer pädagogischer Prägung im Schulzgesetz verankert. Wie werden Sie sich für die Weiterentwicklung der SESB einsetzen? Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie ?
In Berlin sind viele Positionen von Schulleiter*innen unbesetzt, auch (absehbar) an einigen SESB-Standorten. Welche Maßnahmen wollen Sie vornehmen, damit diese Schlüsselpositionen zügig besetzt werden? Wie kann dafür gesorgt werden, dass Schulleiter*innen, die SESB-Standorte leiten, entsprechend kompetent und qualifiziert sind, um die „europäische Dimension“ voranzutreiben?
Berlin ist eine wachsende Stadt mit einem erfreulichen Anstieg der Anzahl von schulpflichtigen Kindern. Bei der Berechnung der Kapazitäten richten sich die Bezirke nach dem Grundsatz, jedes Kind in eine Regelklasse in Wohnnähe einzuschulen. Allerdings werden bereits vorhandene Versuchs- und SESB-Klassen an den Schulen bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Hierdurch stehen bei größerem Platzbedarf an Regelklassen die Standorte der SESB-Klassen plötzlich in Frage. Die SESB-Standorte sind nicht gesichert. Wie kann diese Bemessungsgrundlage so geändert werden, dass die Plätze in den SESB-Klassen mitgezählt werden, um die Standorte zu sichern?
Vielen Dank an dieser Stelle für Ihr bisheriges Engagement.
Sehr geehrte Frau Schmidt-Lucke,
wir danken Ihnen für Ihre Anfrage vom 20. Mai 2016. Gern beantworten wir
Ihnen ihre Fragen zu den staatlichen Europa-Schulen in Berlin:
Die 30 Staatlichen Europa-Schulen Berlins (SESB) sind ein
unvergleichlicher Schatz in der Berliner Schullandschaft und einmalig in
der deutschen Bildungslandschaft. Wir haben uns in den vergangenen fünf
Jahren intensiv für den Erhalt bedrohter Standorte und die
konzeptionelle Weiterentwicklung der Staatlichen Europa-Schulen Berlins
eingesetzt. Wir wollen im Hinblick auf die kommende Legislaturperiode
die bestehenden Standorte sichern und neue Standorte entwickeln, dabei
wollen wir auch die außereuropäischen Sprachen stärker berücksichtigen.
Die Vielzahl von Kindern, die aus arabischen und afrikanischen Staaten
nach Berlin kommen, bieten ein großes Potential um die SESB zu
vergrößern. Auch wollen wir die bisherige Regelung der Aufnahme (die
eine Hälfte der Kinder muss Muttersprachler sein und die andere Hälfte
nicht Muttersprachler) an die tatsächliche Praxis in den Schulen
anpassen und im Interesse der Kinder zu einem flexiblen System
weiterentwickeln.
Schulleitungen sind der Schlüssel für eine gute Schule. Dies gilt auch
für die SESB-Standorte. Zum einen wollen wir das Besetzungsverfahren
optimieren und zum anderen wollen wir zukünftig Schulleitungen gezielter
fort- und weiterbilden. Hierzu zählt es auch, die Schulleitungen der
SESB-Standorte wieder an einem Tisch zu vernetzen und zu einem Netzwerk
der SESB weiterzuentwickeln, um gemeinsam bestehende Probleme zu lösen
und insbesondere bedrohte Standorte zu sichern.
Wir werden die Schulplatzknappheit, die sich aufgrund der wachsenden
Stadt ergibt, am Besten mit dem Neubau bzw. der Reaktivierung alter
Standorte lösen. Verdichtung und die damit verbundene Verknappung von
Räumlichkeiten ist für uns keine dauerhafte Lösung. Dies gilt neben dem
Ganztag ebenso für die SESB-Standorte. Wir wollen zum einen die Plätze
der SESB-Standorte auf formalem Weg sichern und zugleich die
Schulplatzkapazitäten massiv ausbauen, damit unsere Kinder ausreichend
Platz für ihre individuellen Lernwege haben.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Stefanie Remlinger