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Stefan Zierke
SPD
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Frage von Fabrice S. •

Was werden Sie persönlich gegen Eltern-Kind-Entfremdung unternehmen?

Sehr geehrter Herr Zierke,
Eltern trennen sich und Kinder verlieren den Kontakt zu einem geliebten Elternteil. Manche Trennungskinder werden von Mutter oder Vater gezwungen, den anderen Elternteil abzulehnen, meist ohne dass der abgelehnte Elternteil sich etwas hat zu Schulden kommen lassen. Die Kinder werden manipuliert und instrumentalisiert, sie werden zu Opfern psychischen Kindesmissbrauchs. Eltern-Kind-Entfremdung ist eine schwere Form psychischen Missbrauchs an Kindern.
Meine inzwischen erwachsene Tochter ist Opfer einer Eltern-Kind-Entfremdung. In der Folge hat sie sich bereits zweimal versucht das Leben zu nehmen und muss dauerhaft psychisch betreut werden. Das Amtsgericht und das Jugendamt Eberswalde waren, wie so oft, mit der Situation völlig überfordert. Noch immer ist vielen Beteiligten die Bedeutung einer Entfremdung unklar. Daher meine Frage an die Politik: Was werden Sie persönlich gegen Eltern-Kind-Entfremdung unternehmen?
Danke für Ihre Antwort.
Freundliche Grüße

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau S.,

haben Sie besten Dank für Ihre Nachricht.

Trennungen sind immer traurig und belasten die Betroffenen. Kinder umso mehr. Wenn dann die von Ihnen skizzierten Rahmenbedingungen hinzukommen, ist das für die Beteiligten eine schwere psychische Belastung. Der Bund stellt hierfür Informations- und Beratungsstellen zur Verfügung: https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/trennung

Wir haben darüber hinaus im Koalitionsvertrag festgehalten, dass wir das „kleine Sorgerecht“ für soziale Eltern ausweiten und zu einem eigenen Rechtsinstitut weiterentwickeln, das im Einvernehmen mit den rechtlichen Eltern auf bis zu zwei weitere Erwachsene übertragen werden kann. Wir werden das Institut der Verantwortungsgemeinschaft einführen und damit jenseits von Liebesbeziehungen oder der Ehe zwei oder mehr volljährigen Personen ermöglichen, rechtlich füreinander Verantwortung zu übernehmen. Wir wollen Vereinbarungen zu rechtlicher Elternschaft, elterlicher Sorge, Umgangsrecht und Unterhalt schon vor der Empfängnis ermöglichen.

Wir werden die partnerschaftliche Betreuung der Kinder nach der Trennung fördern, indem wir die umgangs- und betreuungsbedingten Mehrbelastungen im Sozial- und Steuerrecht besser berücksichtigen. Wir wollen allen Familien eine am Kindeswohl orientierte partnerschaftliche Betreuung minderjähriger Kinder auch nach Trennung und Scheidung der Eltern ermöglichen und die dafür erforderlichen Bedingungen schaffen. Wir wollen im Unterhaltsrecht die Betreuungsanteile vor und nach der Scheidung besser berücksichtigen, ohne das Existenzminimum des Kindes zu gefährden.

Wir wollen gemeinsam mit den Ländern die Erziehungs-, sowie Trennungs- und Konfliktberatung verbessern und dabei insbesondere das Wechselmodell in den Mittelpunkt stellen. Wir werden den Kindern ein eigenes Recht auf Umgang mit den Großeltern und Geschwistern geben. Das Namensrecht liberalisieren wir, z. B. durch Einführung echter Doppelnamen.

Wir werden in familiengerichtlichen Verfahren den Kinderschutz und das Prinzip der Mündlichkeit der Verhandlungen stärken. Die Hürden für die Nichtzulassungsbeschwerde werden wir senken sowie einen Fortbildungsanspruch für Familienrichterinnen und Familienrichter gesetzlich verankern. Wenn häusliche Gewalt festgestellt wird, ist dies in einem Umgangsverfahren zwingend zu berücksichtigen.

Wir ermöglichen es unverheirateten Vätern in den Fällen, in denen die Eltern einen gemeinsamen Wohnsitz haben, durch einseitige Erklärung das gemeinsame Sorgerecht zu erlangen. Widerspricht die Mutter, so muss das Familiengericht über die gemeinsame Sorge entscheiden. Das Kindeswohl ist dabei besonders zu berücksichtigen. Wir werden die Modernisierung im Kindschafts- und Unterhaltsrecht mit Studien begleiten.

Außerhalb der politischen Vorhaben, können Sie auch auf einen Familienmediator zurückgreifen. Weitere Informationen finden Sie beim Verein Papa-Mama-Auch: https://www.papa-mama-auch.de/

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Informationen weitergeholfen zu haben und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Beste Grüße

Stefan Zierke

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